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"In diesen heiligen Hallen ..." | mehr zu Nürnberg |
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Mittwoch, 29.12.2010 - St. Lorenz - zur Vorbereitung
Nicht alle beweglichen Stücke der überreichen Ausstattung stammen ursprünglich aus St. Lorenz. Viele der Kulturgüter kamen aus säkularisierten oder zerstörten Klöstern Nürnbergs und des Umlandes.
Besonders hervorzuheben sind zwei Meisterwerke der spätgotischen Skulptur, die zur ursprünglichen Ausstattung der Kirche gehören: Das von Adam Kraft 1493–1496 geschaffene Sakramentshäuschen (gestiftet von Hans Imhoff d. Ä.), ein 18,70 Meter hohes Tabernakel aus Sandstein, bestehend aus einer begehbaren Umgangsbühne und einer daraus emporwachsenden, spitz zulaufenden, doch zur Decke hin eingerollten Fiale, die vielfältig fein durchbrochen ist. Gestützt wird der Aufbau von den Rücken dreier hockender Figuren in drei verschiedenen Lebensaltern, deren mittlere, ausgestattet mit Steinmetzwerkzeug, wohl den Künstler selbst darstellt. Oberhalb des eigentlichen Sakramentsschränkchens sind verschiedene Szenen der Passion Christi dargestellt. Trotz seiner filigranen Gestalt und der starken Beschädigung der Lorenzkirche durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg konnte das Sakramentshäuschen durch eine Ummauerung weitgehend vor der Zerstörung bewahrt werden.
Eine weitere Glanzleistung spätgotischer Kunst ist der im Chor aufgehängte Englische Gruß (auch: Engelsgruß im Rosenkranz), der 1517/18 vom Patrizier Anton Tucher bei dem Bildschnitzer Veit Stoß in Auftrag gegeben wurde. Er zeigt die übermannsgroßen, farbig gefassten und zu großen Teilen vergoldeten Lindenholz-Figuren von Maria und Gabriel bei der Verkündigung, umgeben von einem Kranz aus 55 goldenen Rosen (372×320 cm). Über der Szene thront der segnende Gottvater, um die Köpfe der Protagonisten schwirren musizierende Engel, am unteren Ende befindet sich eine Schlange mit angebissenem Apfel im Maul. Sieben Medaillons zeigen die sieben Freuden Mariens. Durch einen Absturz am 2. April 1817 beinahe vollständig zerstört, musste der Englische Gruß aufwendig restauriert werden. Zugehörig sind die zwölf Leuchterengel über den Chorstühlen und der zentral vorgelagerte Marienleuchter.
Als eines der wenigen datierten Altarwerke ist der Deocarusaltar von 1436/1437 für die Geschichte der Nürnberger Malerei und Bilderschnitzerei von großer Bedeutung. Von 1316 bis ins 19. Jahrhundert hinein beherbergte die Lorenzkirche im Deocarusaltar Reliquien des Heiligen Deocarus, des legendären Gründers und ersten Abts der Stadt Herrieden. Auf dem rechten Predellenflügel ist dargestellt, wie Ludwig der Bayer der Stadt Nürnberg die Reliquien des Heiligen übergibt.
Zahlreiche Altäre mit Schnitzwerk und Gemälden, Skulpturen aus Holz und Stein, Glasmalereien, einige Wandgemälde, Glocken, Epitaphien, Totenschilde und ein Chorgestühl vom Ende des 15. Jahrhunderts vervollständigen das Bild. Auch am Außenbau sind zahlreiche Skulpturen angebracht, bei einigen handelt es sich um Kopien.
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Es ist Tradition bei den "Sockies",
zwischen Weihnachten und Neujahr eine Art Museumswanderung zu unternehmen. In
diesem Jahr drohte der „russische Winter“ diese Tradition zu durchbrechen.
Natürlich saß der kalte Schrecken des letzten Besuches in Nürnberg, im Viertel
des Heiligen Sebald, noch in den Gliedern. Doch auch die Erinnerung an den eisig
kalten Wind hoch oben auf dem Turm von St. Sebald und der Marsch zum
Johannisfriedhof konnte eine treue Schar nicht abhalten: Willi, Ritter Eisenhart
vom Bienenstock führte die kleine Schar durch das Lorenzer-Viertel.
Bewusst sollten die
Nürnberger Späher verunsichert werden über Ort, Zeitpunkt und Teilnehmer, denn
die Nürnberger schätzen es nicht, dass Ritter deren Burg belagern und nach
Jungfrauen Ausschau halten. So mussten die Sockiritter Bruno, Achim, Manfred und
Die Kirche selbst, wie uns
der Kirchenführer in den anschliessenden 45 Minuten erzählte, wurde benannt nach
dem heiligen Laurentius. Die noch orginalen Kirchenfenster – im Krieg im
Kunstbunker eingelagert - zeugen noch heute von seinem Martyrium auf dem
eisernen Rost über dem Feuer liegend.
Wie in der Legende
berichtet, forderte der Kaiser Laurentius den Verwalter der Kirchengüter auf,
ihm die Schätze der Kirche zu bringen. Drei Tage bat sich Laurentius aus, dann
präsentiert er dem Kaiser eine große Schar von behinderten, alten und kranken
Menschen. An sie hatte er die Schätze der Kirche verteilt. Erstaunt fragte der
Kaiser, was das denn bedeuten solle, und Lorenz antwortete ihm: „Diese Menschen
sind der wahre Schatz der Kirche.“
Patrizier wie die Tucher
besaßen das Privileg den Pfarrer und einen eigenen Herrschaftssitz mit direktem
Blick auf die Kanzel zu wählen. Im Gegenzug halfen sie, die Kirche mit zu
finanzieren.
Wir staunten über die
schlanken hohen Säulen, die Skulpturen der Heiligen und
Scheinheiligen, die vielen Altäre und die
herausragende Baukunst des Netzgewölbes.
Natürlich erklärte unser Führer auch die Zusammenhänge um den Katharinenaltar
(Michael Wohlgemut ), das Sakramentshäuschen (Adam Kraft ), den Engelsgruss
(Veit Stoss), die "Schöne Madonna", die Steinfigur aus der Pfarrkirche, die
früher einmal dort stand (1280/90), den Leuchter von
Peter Vischer und das Kruzifix von
Veit Stoss.
Ob ein Veit Stoss auch heute mit einem Kunstwerk aus Lindenholz genug
Buße getan hätte für seinen Scheckbetrug?
und wie viele Kunstwerke gäbe es, wären unsere Banker und Politiker ähnlich
begabt?.
Ein Thermometer in der Kirche zeigte 3 Grad Celsius!
Daher viel das Gebet etwas kurz aus - ein
Stossgebet eben. Und auch die letzten Wappen und Altäre fanden nun nicht
mehr unsere volle Aufmerksamkeit - denn es wurde Zeit, sich nach einem
passenden Ort für ein warmes Rittermahl umzusehen.
Der Weg führte uns mit Blick auf die Burg an der Pegnitz entlang über den
Henkersteg – beim Wappen mit der abgehackten Hand kam die Erinnerung an den
Nürnberger Tand wieder zurück – weiter in Richtung Kaspar Hauser Platz. Dort
wurde das Findelkind zum ersten Mal gesichtet als es die Pegnitz über den
Kettensteg überqueren wollte.
Trotz Befürchtungen hielt die erste frei schwebende, an Ketten hängende Fluss-
brücke Deutschlands. Froh waren wir, als wir die warme Stube des Restaurants
„Kettensteg“ erreichten und standesgemäß auf der Eckbank Platz genommen hatten.
Nachdem wir äußerlich warm und innerlich
satt waren, begann die Suche nach einem Plätzchen, an dem wir den
obligatorischen Kaffee zu uns nehmen konnten.
Über die Weissbergergasse, einem Abstecher zum Sebaldusgrab – die Figur des
Altmeister Peter Vischer im ledernen Schurz und mit Kappe wurde unseren
kritischen Blicken entzogen – erreichten wir das Rathaus, wo wir uns den
Reichsinsignien zuwandten (Dabei reifte der Entschluss die im Krieg nach
Österreich „ausgeliehen“ Orginale des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation“ zurückzuholen bzw. die Passauer Feuerwehr einzuschalten.) Für die
Lochgefängnise hatten wir dann leider keine Zeit mehr - vielleicht hatten ja die
Banker unter uns auch ein bisschen Angst? fragt sich
Willi aus
Großgündlach der ältesten Siedlung Nürnbergs.
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Und so sieht es Herr da Vinci::
Kirchenbesuch 29.12.10 bei minus 10° - St. Lorenz Nürnberg
Bei klapperkaltem Wetter aber klarem Himmel und reiner Luft
geht es theoretisch 09:55, praktisch
10:11 mit dem RE in die Eishölle von Nürnberg . Kurz vor 11:00 treffen wir Willi
mit seinem Spezi Kallip vor der Lorenzkirche,
einer dreischiffigen Basilika , einem gotischen Kirchenbau (1250 - 1477 ) erster
Güte . Nürnberg ist übrigens gut besucht
. Schnee satt .
Wir , das sind Ingrid - vertritt alleine die Damenwelt - und
Christoph , Rudi , Manfred , Achim und ich . Willi hat eine Führung in der
sehenswerten protestantischen Kirche
St.Lorenz organisiert ohne zu bedenken , dass dies ein zweites St.
Sebald wird . Auch damals war es so saukalt !!! .Wir müssen da durch !
Ein guter Führer im Socki Alter beginnt zügig und
unterhaltsam und hält bis zum Schluss durch . Willi stellt freche Fragen . Achim
fragt ihn „ was war nun denn die Frage ? „ Die Kälte kriecht langsam aber
unerbittlich in unsere morschen Sockenqualmerknochen.
Niemand motzt , alle sind stark interessiert , oder tun blos so .
Wir sehen das frühgotische Kreuzrippengewölbe und das
feingliedrige Netzgewölbe der Spätgotik . Udo , ich bitte um Klärung der
Unterschiede - warum , weshalb ,wieso! Immer wenn man Ihn braucht ist er nicht
da - böse . Beide Gewölbe sollten sich Udo und Franz mal anschauen . Da sieht
man was ein gutkonstruierter Rücken so
aushält . Die Säulen sind auch recht massig und halten bestimmt noch ein paar
Jährchen durch .
Die Nürnberger Händler und Banker des Mittelalters , welche
großteils auch heute noch am Ruder sind , haben etliche Gulden in die Kirche
investiert und kommen daher mit Sicherheit in den Bonzenhimmel . Außerdem haben
sie dafür gesorgt , dass die wertvollen , von Ihnen gestifteten
Altäre , Epitaphien , Kanzeln , Altargemälde , das Gestühl , usw. nach
der Reformation in der Kirche
blieben. Aber ich will mich auch bei ihnen bedanken . Ohne sie hätten wir nicht
die Arbeiten des Veit Stoß ( Englischer Gruß ) oder Adam Kraft
(Sakramentshäuschen
- Tabernakel ) bewundern können .Auch die eindrucksvollen
Altarbilder von Michael Wohlgemut, dem Lehrmeister vom Dürer Albrecht,
sind sehenswert.
Leider können wir die klangvollen Töne der drei Orgeln -
Schwalbenschwanzorgel Hauptorgel -
Dispositionsorgel - nicht hören . Kein Organist der Welt kann bei dieser Kälte
die Register bedienen . Zusammen wären das über 12000 Pfeifen , ohne die ca. 25
der Sockenqualmer . Diese Kombination ist eine der größten der Welt , heißt es .
In einem der Zunftsitze ,
thronähnlich , will ich mich kurz niederlassen . Zu kalt . Wahrscheinlich
wäre ich festgefroren . Meine Füße habe
ich sowieso nicht mehr gespürt.
Kurz nach 12:31 flüchten wir in
Richtung Kettensteg und nehmen unser Mal im Gasthof über der Pegnitz
. Bürgerlich , praktisch , gut .
Schupfnudeln für mich . Der Steg schwingt übrigens nicht. Danach Besuch St.
Sebald, sehr kalt und altes Rathaus , warm .
Die S - Bahn
bringt uns ab 15:01 flott nach Erlangen . Nach 45 min bin ich in unsere Kemenate
. Der kalte Museumstag hat uns allen gut getan -
oder ? Mir schon .
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