Schuld hat nicht nur derjenige, der Unrecht zu dem Zeitpunkt begeht, den der Andere, der sich dafür zu rächen dürfen glaubt, als Anfang bezeichnet. Unrecht ist auch nicht durch vorausgegangenes Unrecht zu rechtfertigen.

Zukünftiges Unrecht kann man nicht verhindern indem man den am augenfälligsten Schuldigen ungerecht verurteilt und eine Aufarbeitung der Ursachen unterdrückt. Irgendwann wird der, der sich ungerecht behandelt fühlt, sein Recht  einfordern - das Recht gerecht beurteilt zu werden.

- Zitat Churchill - vor dem Angriff auf Dresden - zu den Piloten: “Mich interessieren nicht irgendwelche militärischen Ziele in der Umgebung von Dresden – mich interessiert, wie wir in Dresden die Flüchtlinge aus Breslau braten können.”  (Jörg Friedrich: Der Brand)

- Der Ungar Sandor Kovac gab nach seinem Heimmarsch aus einem Konzentrationslager, der ihn durch Prag führte, zu Protokoll:
„Im Hitlerischen KZ sah ich Sachen, die ich nie für möglich gehalten hätte, dass sie von Menschen anderen Menschen angetan würden. Als ich aber im Mai 1945 auf dem Rückmarsch in meine Heimat in Prag von dem Ausbruch des tschechischen Wahnsinns überrascht wurde, erlebte ich ein Inferno menschlicher Armseligkeit und moralischer Tiefe, gegen das meine KZ-Zeit fast eine Erholung gewesen war. Frauen und Kinder wurden bei lebendigem Leib mit Petroleum übergossen und angezündet, Männer unter unvorstellbaren Qualen ermordet. Dabei musste ich einwandfrei feststellen, dass sich die gesamte Bevölkerung an diesen Verbrechen beteiligte, nicht nur der übliche Mob. Ich sah hochelegante junge Tschechinnen, die vielleicht noch vor kurzem mit den deutschen Offizieren geflirtet hatten, und die nun mit Revolver und Hundepeitschen durch die Straßen liefen und Menschen quälten und mordeten, ich sah offensichtlich höhere tschechische Beamte gemeinsam mit tschechischem Straßenmob johlend Frauen vergewaltigen und qualvollst umbringen. Ich fürchtete mich, und ich fürchte mich vor einem deutschen Wiedererwachen. Denn was an den Deutschen geschah, ist unbeschreiblich!"  (mehr)

Nicht an die Art des Wiedererwachens, die nicht nur Sandor Kovac fürchtet, sollten wir denken; Aber eine offene Diskussion, in der jeder zu seinen Taten steht, müssen wir fordern - als Basis für ein gemeinsames Verständnis von Gut und Böse, Richtig und Falsch, als Voraussetzung dafür, dass so etwas Schreckliches nie wieder passiert.

 

Volker Zastrow sagt am 7.Aug 2011 in der F.A.S (auf die Rede Erwin Teufels zur Situation in der CDU):

"Argumente einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen ist eine der wirkungsvollsten Formen, die freie Auseinandersetzung zu ersticken und Konformitätsdruck auszuüben. Eine andere Methode ist Schweigen. Eine weitere, Schweigen zu gebieten"

D.h. unangenehme Themen werden mit einem Tabu belegt, um sie nicht diskutieren zu müssen. Man übersieht dabei: Durch Unterdrücken von Empfindungen erhöht sich deren innerer Druck: Es entsteht ein größer werdender Widerstand gegen die Bevormundung. Der Druck bahnt sich irgendwann seinen Weg! Damit erreicht man genau das Gegenteil von dem was man erreichen will: Christlich empfindende Menschen treten aus der Kirche aus, weil die Amtskirche nicht das vertritt, was sie als Christen empfinden; Ein Buch wie das von T. Sarrazin schlägt ein wie eine Bombe, noch mehr muslimische Mitmenschen fühlen sich verletzt, weil sie gewohnt sind nicht kritisiert zu werden, Islamkritiker melden sich noch lauter zu Wort weil keiner ihre Probleme ernst nimmt und sie in die rechte Ecke gestellt werden (von dem norwegischen Wahnsinn gar nicht zu reden), und alle erzeugen damit mehr Unmut als es der Fall wäre, würde man tatsächliche Probleme als solche akzeptieren und sie sachlich und fair diskutieren;

                                                                                                                                          zum Artikel der NZ vom 30.12.2014


Vorweg sei gesagt, dass niemand derjenigen, die diese Seite gestalten, auch nur den geringsten Zweifel an Schuld und Barbarei eines Adolf Hitler und seiner Nazi-Clique hat. Fakt ist auch, dass der Krieg durch den Einmarsch in Polen begann. Fragen aber bleiben:
1. Warum kam es dazu?  und 2. Musste ein Weltkrieg entstehen?


Ein Krieg war vorprogrammiert. Erst recht mit, aber auch ohne Hitler. Viele wollten den Krieg, vor 1933 wohl am meisten England, Polen, Rußland, ....  
Und mit Hitler war ein Krieg nicht mehr aufzuhalten, keine Frage; er sagt es in "Mein Kampf". Er wollte ihn wohl nicht zu dem Zeitpunkt und wohl nicht in dem dann entstandenen Umfang, aber er wollte die Machtstrukturen der europäischen Länder verändern.
Und die anderen? Natürlich mussten sie Hitler Einhalt gebieten. Spätestens als klar war, dass Hitler mehr wollte als die Rückgabe Danzigs, einen Korridor nach Ostpreußen oder die Abtrennung des Sudetenlandes. In der Tat mag sich kein vernünftiger Mensch vorstellen, was noch alles passiert wäre, wenn .... Dieser Aspekt steht heute im Vordergrund - und macht die Schuldzuweisung einfach.
Vergessen wird, dass Politiker einiger europäischer Länder lange vor Deutschland auf einen Krieg gegen Deutschland hingearbeitet haben, alle aus verschiedenen Gründen.
(Wir hätten unmöglich unseren Menschen klarmachen können, daß der Krieg eigentlich nur eine wirtschaftliche Präventivmaßnahme war." sagt James Baker – US-Außenminister 1989 – 1992 (DER SPIEGEL 13 / 1992)). Auch und gerade Polen, Russland und England: Churchill schon 1939: “Dieser Krieg ist ein englischer Krieg und sein Ziel ist die Vernichtung Deutschlands” Darum hat er übrigens nicht auch Rußland, das Polen ebenfalls besetzte (das war der offizielle Grund für die Kriegserklärung an Deutschland), den Krieg erklärt. Für alle Beteiligten war der Zeitpunkt eigentlich noch nicht gekommen; aber die Politik, Hass gegen Deutschland in den östlichen Nachbarländern zu schüren und das damalige Lancieren des amerikanischen Präsidenten hat letztendlich Hitlers unheilvollen Weg an die Macht geebnet - und die polnische Politik hat zum "verfrühten" Ausbruch des Krieges geführt (Freibrief für Provokationen, Stefan Scheil).

Diese Meinung vertritt u.a. Patrik Buchanan, Berater von drei US – Präsidenten, zweimal war er selbst Kandidat der republikanischen Partei für das US - Präsidentenamt. Während seiner Tätigkeit im Weißen Haus war Buchanan Redenschreiber für auswärtige Politik und nahm an wichtigen Treffen teil, z.B. an Nixons historischer Reise nach Peking und Ronald Reagans Reykjavik Gipfeltreffen mit Gorbatschow 1986.

 

Zum Thema "Schuld" kann man sich auch hier gut informieren. Interessant sind die Zitate ausländischer Zeitzeugen. Der Link zu dieser Seite bedeutet nicht generelle Übereinstimmung mit allen Inhalten. Unverständlich ist z.B. die Darstellung der Täter als Opfer und unakzeptabel die Einstellung von Rudolf Hess zu Verbrechen in den KZ - Solche Aussagen zeigen leider, dass die wohl tatsächlich stattgefundenen Bemühungen um einen Frieden mit England nur einen 2-Frontenkrieg (und das militärische Eingreifen der USA?) verhindern sollte.

Hitler wollte seinen Machtbereich in Europa sichern - und die Position Deutschlands gegenüber England verbessern. England wollte seine Vormachtstellung nicht abgeben, wollte kein starkes Deutschland, egal ob mit oder ohne Hitler!

Deswegen musste England den Krieg weiterführen, konnte ihn aber nur mit Unterstützung Amerikas gewinnen! (Daß durch Japans ureigene Interessen auch Krieg in Asien geführt wurde, der natürlich auch die Europäischen Großmächte wg. deren Kolonien betraf, hat mit dieser Betrachtung zur Kriegsschuld nichts zu tun).

England hatte in "seinem" Krieg, der natürlich "auch" ein Krieg gegen die Grausamkeiten des Nazisystems war, die moralischen Trümpfe in seiner Hand. Klar und deutlich: Hitler musste besiegt werden!  Und das ging nur mit der Unterstützung der Weltmacht Amerika.

(Deswegen auch nur der Vollständigkeit halber der Link zu den Vorgängen um den Flug von Rudolf Hess nach England.)

 

 

So weit, so klar: Hitler musste weg!
Aber wie konnte jemand wie Adolf Hitler, dessen Ziele ja bekannt waren (mein Kampf), überhaupt an die Macht kommen und warum ließ sich das deutsche Volk von einem Diktator jubelnd in einen Krieg schicken? (nachdem man doch 20 Jahre vorher, gegen "die gleichen Gegner", erst einen verloren hatte?)

Noch 1932 (also 1 Jahr vor der Machtübernahme) wählten 2/3 der Bevölkerung Hindenburg - allerdings mit bestimmten Erwartungen. Das deutsche Volk sehnte sich nach einer starken Führung, die die politischen und die wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommt. Hindenburg konnte diese Erwartungen nicht erfüllen.

Hitler war ein Demagoge, "Er konnte ihren Ärger, ihre Frustration ... artikulieren sowie ihre Gefühle ansprechen, indem er die
attraktive Vision einer ... besseren Zukunft anbot. ... eine bessere Gesellschaftsordnung, nationale Erneuerung, die Beseitigung von Demütigung und Elend sowie die Konfrontation mit denjenigen, denen man den Ruin des Landes anlastete." (den Siegern des 1. Weltkrieges - Knebel durch Versailler Vertrag).

Jede Gesellschaft oder Gruppierung entwickelt sich so, wie es ihr Umfeld erfordert, fördert und zulässt. Eine Partei wie die NSDAP konnte sich nur entwickeln, weil das Umfeld die erforderlichen Voraussetzungen dafür schaffte. Reparationszahlungen, andauernde Repressalien als Folgen des 1. Weltkrieges, Nichterfüllung der als gerecht empfundenen Sehnsucht nach Selbstbestimmung, nach der Wiedervereinigung mit den getrennten Gebieten, einem Deutschland zustehenden Platz in der Weltengemeinschaft und in der Weltwirtschaft, haben eine immer größer werdende Unzufriedenheit in der Bevölkerung anwachsen lassen. Vor allem England und Polen (Danzig, Ostpreußen) waren zu keinem Entgegenkommen bereit. England erhöhte ständig den Druck, um einen unliebsamen Konkurrenten vom Weltmarkt fern zu halten.

Um nie wieder einen Krieg und soviel Unmenschlichkeit erleben zu müssen (wie schnell das passieren kann, haben wir noch vor kurzem in allernächster Nähe, im Balkan, erfahren müssen), um nie wieder einen Tyrannen ertragen zu müssen, ist es notwendig, Ursachen zu erkennen, eigene Fehler zu akzeptieren und nicht alle Schuld anderen aufbürden zu wollen.
Mit Totschweigen der eigenen Schuld und mit Unterdrücken der Gefühle anderer kommt man nicht weiter. JEDER muss zu seinem Teil der Schuld stehen, auch wenn er sie selbst für vergleichsweise gering hält! Vergeben fällt dann leicht, wenn man das Gefühl hat, dass der Andere ehrlich ist, wenn man sich fair behandelt fühlt (Benesch Dekrete). Es muss jeder bereit sein das Scherflein zu tragen, dass er sich aufgeladen hat - ein anderer wird das auf Dauer nicht für ihn tun, auch wenn "politisch korrekte" Mitmenschen das glauben. 

Zu dem Scherflein das jeder zu tragen hat gehört nicht nur die Schuld am Ausbruch/ Beginn des Krieges, sondern auch das "Schüren", die Einschränkung, Unterdrückung und Demütigung von anderen - und auch die Verbrechen, die vor, während und nach dem Krieg zu verantworten sind
 
 
Wenn man den Einmarsch in Polen im September 1939 als Anlass für den (Ausbruch des) 2. Weltkrieg sieht, dann hat man zwar recht in Bezug auf den zeitlichen Ablauf militärischer Kampfhandlungen, hat aber im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst.
Vor fast 60 Jahren habe ich am Beispiel des 30-jährigen Krieges gelernt, dass es immer einen inneren Grund und einen äußeren Anlass gibt und - dass letztendlich die inneren Gründe verantwortlich zeichnen!
Der Krieg damals wurde übrigens ausgelöst, weil ein Statthalter wegen der  Nichteinhaltung der vom Kaiser zugesagten Religionsfreiheit aus dem Fenster geworfen wurde; der (eigentliche) innere Grund für die folgende kriegerische Auseinandersetzung waren aber schon lang schwelende Machtansprüche.
Das war beim (1. und auch beim) 2. Weltkrieg nicht anders. Wäre der Wille die eigenen Machtansprüche kriegerisch durchzusetzen bei ALLEN Beteiligten nicht über viele Jahre gewachsen, hätten nicht ALLE Parteien den Krieg gewollt, dann hätte es keinen gegeben.

Zeitzeugen und Historiker (und da darf man, will man nicht gleich in die rechte Ecke geschoben werden, nur solche aus dem Ausland zitieren) wie Dahlerus aus Schweden, Viktor Suworow aus Russland (Der Eisbrecher, Der Letzte Mythos), Erkki Hautamäki (Finland in the Eye of the Storm:
Churchill und Stalin haben sich schon im Oktober 1939 darauf verständigt, einen Vierfrontenkrieg gegen Deutschland zu eröffnen), Robert H Jackson, amerikanischer Justizminister oder Patrick Buchanan (s.o.) sind sich mittlerweile einig, dass Hitler den anderen Beteiligten nur zuvor gekommen ist. Oder dass, zumindest Polen, England und Russland ihn durch weitere Provokationen irgendwann, wenn sie besser vorbereitet gewesen wären, zu einer Aktion gezwungen hätten. Robert H. Jackson, der die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse für die Amerikaner vorbereitet hat, hat darauf bestanden, dass die Schuldfrage NICHT verhandelt wird, da er der Überzeugung war (ist), dass Deutschland dafür nicht verurteilt hätte werden können, dass andere dafür die eigentliche Schuld trügen (s. unten).
 
Gerade Engländer und Amerikaner werden kritischer und erkennen, dass z,B. Churchill nicht nur wegen seiner Handlungen schon lange vor den Kriegsjahren (in England und in aller Welt) und durch die Vernichtung von Millionen Zivilisten (Flüchtlinge) und der deutscher Städte zu einer Zeit, als der Krieg längst entschieden war, Verbrechern wie Hitler oder Stalin durchaus gleichzusetzen ist, sondern dass er auch, genau wie diese beiden, den Krieg wollte und provoziert hat. (auf die "Notwendigkeit" die Atombomben zu werfen will ich hier gar nicht eingehen; das hat zwar auch mit Schuld, aber nichts mit dem Kriegsbeginn zu tun. Und bezüglich Redlichkeit amerikanischer Regierungen wenn es um Krieg und ihre eigenen Interessen geht, gibt es wohl nicht viele unterschiedliche Meinungen).
Und immer mehr russische Historiker berichten über Verbrechen Stalins, deren Ausmaß die der Nazis übertreffen
(Mitte der ersten Seite).  


Wer sich weiter mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei nun doch ein deutscher Historiker empfohlen: Dr Stefan Scheil; auch wenn einige "politisch korrekte" Deutsche ihn eher rechts als links sehen; wie weit - das kommt eben auf den eigenen Standpunkt an.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat jedenfalls einen Artikel von ihm abgedruckt und andere sagen zu den Arbeiten von Dr. Scheil:
-Prof. Dr.rer.pol Erich Dauenhauer von
der Universität Erlangen-Nürnberg: " Die Geschichte um den zweiten Weltkrieg wird man um der historischen Wahrheit Willen in großen Teilen umschreiben müssen."
- Franz W. Seidler,
emeritierter Professor für Militärgeschichte der Universität der Bundeswehr in München: "Dr. Scheil hat sich mit seinen Schriften Verdienste um die historische Wahrheit erworben". (Auch über ihn klagen zwar einige MDBs der grünen Fraktion, dass um ihn herum  mehr Interessierte des rechten Diskussionszirkels erscheinen, aber das ist wohl bei seiner Stellung und bei diesem Thema wohl normal.

Bei meinen Recherchen habe ich immer wieder Hinweise gelesen, dass bestimmten Historikern (nein ALLER Deutschen, die nicht von einer Alleinschuld Deutschlands ausgehen) zumindest nicht getraut werden könne, da ihre Aussagen hauptsächlich in rechten Kreisen diskutiert würden.
Nun habe ich mich redlich bemüht, sachliche Schlussfolgerungen in Bezug auf "Mitschuld" in linken Diskussionsrunden zu finden;
(Meine Bemühungen waren vergeblich.)
Z.B. zur Aussage von Robert H. Jackson, des früheren amerikanischen Justizministers, der Präsident Franklin D Roosevelt bei der juristischen Absicherung des Nachweises der deutschen Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg beraten hat, an seine alliierten Juristenkollegen: "Längeres Aktenstudium ...(lässt mich an der)... Möglichkeit zweifeln, dass ein fairer Prozess die Behauptung von der deutschen Alleinschuld irgendwie untermauern könnte. Ganz im Gegenteil: "Die Deutschen werden mit Sicherheit unsere drei europäischen Alliierten anklagen, eine Politik verfolgt zu haben, die den Krieg erzwungen hat. Das sage ich, weil die sichergestellten Dokumente des Auswärtigen Amts, die ich eingesehen habe, alle zum selben Schluss kommen ... wenn dieser Prozess in eine Diskussion über die politischen und wirtschaftlichen Ursachen des Krieges hineingerät, kann daraus sowohl in Europa, ...als auch in Amerika, ... unendlicher Schaden entstehen" (Bem.: Der Nürnberger Prozess vermied die Kriegsschuldfrage, mehr)
oder zum
Thema Ermordung von Deutschen und Kriegspropaganda in Polen, oder Aufrüstung in Russland und in England, Deutschlandpolitik von Churchill, u. s. w.

Leute, die für sich in Anspruch nehmen, weltoffen, liberal, gerecht, und ehrlich zu sein, bleiben monoton bei der Behauptung, dass der deutsche Angriffskrieg eine historische Tatsache sei und dass derjenige, der das nicht genau so sieht, eine "geschichtsrevisionistische Position" einnimmt.

 

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Polen                                                                                                                                                               (nach oben)

- Im März 1939, nach dem (freiwilligen) Beitritt Österreichs und nach Abtrennung und Einmarsch ins Sudetenland, leitete Polens Regierung eine Mobilmachung ein. Dazu der britische Botschafter Henderson: "Ein Krieg, um die Welt vor einer deutschen Politik des Gebrauchs nackter Gewalt zu retten, hat meiner Ansicht nach alle moralischen Gründe für sich. Ich kann jedoch nicht einsehen, dass wir uns - in diesem 20. Jahrhundert mit seinen Grundsätzen der Nationalität und des Selbstbestimmungsrechts - auf moralischem Boden befinden, wenn wir Krieg führen, um 3¼ Millionen Sudetendeutsche zu zwingen, minderwertige Untertanen eines slawischen Staates zu bleiben." Am 15. September verhandelte der britische Premierminister Neville Chamberlain mit Hitler auf dem Obersalzberg und versprach, sich für die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Reich einzusetzen.

- Der Militärhistoriker Sergej Kowalow sagt auf einer Internetseite des russischen Verteidigungsministeriums zu Hitlers „gemäßigten Wünschen" nach einer Rückgabe Danzigs und dem Bau einer exterritorialen Straße nach Ostpreußen: die Danziger hätten „mehrheitlich eine Vereinigung mit der historischen Heimat" gewünscht, und: „Wer die Geschichte des Zweiten Weltkrieges erforscht hat, weiß, dass er wegen Polens Weigerung begann, die deutschen Forderungen zu erfüllen."

- Bei Massakern in Polen im Jahre 1939 starben mehr als 5000 Deutsche. Man erfuhr davon im Herbst 1939 durch heimkehrende Soldaten, die mit Angehörigen die den Massakern entkommen konnten gesprochen hatten und die Augenzeugen waren, wie man überall in Polen die ermordeten Volksdeutschen aus Wäldern und Straßengräben geborgen hatte.

- Schon Wochen vor dem Einmarsch Deutschlands wurde die polnische Bevölkerung über Radio durch Marschmusik und Reden vom Marsch nach Berlin aufgehetzt und vorbereitet.

(Dazu: "Nachhilfeunterricht", ein Brief an den Bundespräsidenten anlässlich seiner Rede zum Jahrestag des Kriegsbeginns)

- Lt. Tagebuch des Chef d. Gen. Stb. d. Heeres, Gen. Obst. Halder, war die polnische Armee schon lange vor dem „Überfall“  mobil gemacht. Sie war bereits am 27.August, also vier Tage vor dem deutschen Angriff, kampfbereit in das der Provinz Schlesien gegenüberliegende Gebiet vorgerückt. Sie war der deutschen Armee im Grad der Kriegsvorbereitung weit voraus, (Der deutsche Reichskanzler rang zu diesem Zeitpunkt  noch politisch um die Erhaltung des Friedens.)

 

Dr Stefan Scheil: Es ist Zeit, sich von alten Klischees und Paradigmen zu verabschieden. Die bisher angebotenen Erklärungsmodelle und einseitigen Schuldzuweisungen für den Ausbruch des 2. Weltkriegs sind unzureichend gewesen, wie meine bisherigen Arbeiten gezeigt haben: Mein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung  vom 17. Juni 2006, "Mitteleuropäische Gedankenspiele nach Versailles" hat die Hintergründe der polnischen Strategie der Zwischenkriegszeit und von 1939 geschildert. Der Zweite Weltkrieg wurde durch eine Kette von Gründen verursacht, zu denen auch das rationale Kalkül der Warschauer Verantwortlichen gehörte. In deren Umfeld stand jedoch eine Geschichte von Fehlkalkulationen, zynischer Machtpolitik, von alten Feindbildern und strategischen Notwendigkeiten, von Vertragsbruch und Betrug auf vielen Seiten.

Im Vorwort zu seinem Buch
Fünf plus Zwei - die europäischen Nationalstaaten, die Weltmächte und die vereinte Entfesselung des Zweiten Weltkriegs,  sagt er:
"...
Sie werden in der Regel weiterhin von einer Alleinverantwortung des deutschen Staates für den Krieg von 1939 ausgehen und den Versuch etwaiger "Relativierungen" dieser Verantwortung explizit zurückweisen. Insofern läßt sich ein gewisser Stillstand der Debatte konstatieren, jedenfalls so weit sie die Öffentlichkeit betrifft. In einer äußerst bissigen Besprechung dieses Buchs hat Professor Hans-Adolf Jacobsen im Jahr 2003 beiläufig erwähnt, anerkannte Historiker des Auslands hätten längst aufgezeigt, daß verschiedene Staaten "eine kaum noch zu bestreitende Mitverantwortung für das Debakel von 1939/40 tragen". Er nannte unter anderem Polen. Dies ist der Standpunkt, den die Fachwelt gelegentlich im internen Gespräch einnimmt, oder an wenig hervorgehobener Stelle dann und wann schriftlich konstatiert. Es ist jedoch nicht jene Variante der Geschichtsschreibung, wie sie Schülern, Journalisten oder Politikern geläufig ist oder von ihnen konstatiert wird. Daher ist es nicht zu viel gesagt, die nachgewiesenermaßen relative Verantwortung Deutschlands für den Krieg von 1939 als ein Tabu zu bezeichnen, das öffentlich nicht besprochen wird. Hier betritt man den Bereich des Undenkbaren, vor dessen öffentlicher Erörterung die meisten Historiker weiterhin zurückschrecken..."

Siehe auch:  "Schuldig – bis in alle Ewigkeit" und "Vernichtungskrieg - Moderne Zeitgeschichte zum Krieg 1939-1945"

__________________________________________________________________________________________(nach oben)

The Two Churchillsaus: nytimes Sunday Book Review

 

Winston Churchill is remembered for leading Britain through her finest hour — but what if he also led the country through her most shameful one? What if, in addition to rousing a nation to save the world from the Nazis, he fought for a raw white supremacy and a concentration camp network of his own? This question burns through Richard Toye’s superb, unsettling new history, “Churchill’s Empire”— and is even seeping into the Oval Office.

George W. Bush left a big growling bust of Churchill near his desk in the White House, in an attempt to associate himself with Churchill’s heroic stand against fascism. Barack Obama had it returned to Britain. It’s not hard to guess why: his Kenyan grandfather, Hussein Onyango Obama, was imprisoned without trial for two years and tortured on Churchill’s watch, for resisting Churchill’s empire.

Can these clashing Churchills be reconciled? Do we live, at the same time, in the world he helped to save and the world he helped to trash? Toye, one of Britain’s smartest young historians, has tried to pick through these questions dispassionately. Churchill was born in 1874 into a Britain that was coloring the map imperial pink, at the cost of washing distant nations blood-red. He was told a simple story: the superior white man was conquering the primitive dark-skinned natives, and bringing them the benefits of civilization.

As soon as he could, Churchill charged off to take his part in “a lot of jolly little wars against barbarous peoples.” In the Swat valley, now part of Pakistan, he experienced, fleetingly, an instant of doubt. He realized that the local population was fighting back because of “the presence of British troops in lands the local people considered their own,” just as Britain would if she were invaded. But Churchill soon suppressed this thought, deciding instead that they were merely deranged jihadists whose violence was explained by a “strong aboriginal propensity to kill.”

He gladly took part in raids that laid waste to whole valleys, writing: “We proceeded systematically, village by village, and we destroyed the houses, filled up the wells, blew down the towers, cut down the shady trees, burned the crops and broke the reservoirs in punitive devastation.” He then sped off to help reconquer the Sudan, where he bragged that he personally shot at least three “savages.”

The young Churchill charged through imperial atrocities, defending each in turn. When the first concentration camps were built in South Africa, he said they produced “the minimum of suffering” possible. At least 115,000 people were swept into them and 14,000 died, but he wrote only of his “irritation that kaffirs should be allowed to fire on white men.” Later, he boasted of his experiences. “That was before war degenerated,” he said. “It was great fun galloping about.”

After being elected to Parliament in 1900, he demanded a rolling program of more conquests, based on his belief that “the Aryan stock is bound to triumph.” As war secretary and then colonial secretary in the 1920s, he unleashed the notorious Black and Tans on Ireland’s Catholics, to burn homes and beat civilians. When the Kurds rebelled against British rule in Iraq, he said: “I am strongly in favor of using poisoned gas against uncivilized tribes.” It “would spread a lively terror.” (Strangely, Toye doesn’t quote this.)

Of course, it’s easy to dismiss any criticism of these actions as anachronistic. Didn’t everybody in Britain think that way then? One of the most striking findings of Toye’s research is that they really didn’t: even at the time, Churchill was seen as standing at the most brutal and brutish end of the British imperialist spectrum. This was clearest in his attitude to India. When Gandhi began his campaign of peaceful resistance, Churchill raged that he “ought to be lain bound hand and foot at the gates of Delhi and then trampled on by an enormous elephant with the new Viceroy seated on its back.” He later added: “I hate Indians. They are a beastly people with a beastly religion.”

This hatred killed. In 1943, to give just one example, a famine broke out in Bengal, caused, as the Nobel Prize-winning economist Amartya Sen has proven, by British mismanagement. To the horror of many of his colleagues, Churchill raged that it was their own fault for “breeding like rabbits” and refused to offer any aid for months while hundreds of thousands died.

Hussein Onyango Obama is unusual among Churchill’s victims only in one respect: his story has been rescued from the slipstream of history. Churchill believed the highlands, the most fertile land in Kenya, should be the sole preserve of the white settlers, and approved of the clearing out of the local “kaffirs.” When the Kikuyu rebelled under Churchill’s postwar premiership, some 150,000 of them were forced at gunpoint into detention camps, later called “Britain’s gulag” by the historian Caroline Elkins. Obama never truly recovered from the torture he endured.

This is a real Churchill, and a dark one — but it is not the only Churchill. He also saw the Nazi threat far ahead of the complacent British establishment, and his extraordinary leadership may have been the decisive factor in vanquishing Hitlerism from Europe. Toye is no Nicholson Baker, the appalling pseudo­historian whose recent work “Human Smoke” presented Churchill as no different from Hitler. Toye sees all this, clearly and emphatically.

So how can the two Churchills be reconciled? Was his moral opposition to Nazism a charade, masking the fact that he was merely trying to defend the British Empire from a rival? Toye quotes Richard B. Moore, an American civil rights leader, who said that it was “a most rare and fortunate coincidence” that at that moment “the vital interests of the British Empire” coincided “with those of the great overwhelming majority of mankind.” But this might be too soft in its praise. If Churchill had been interested only in saving the empire, he could probably have cut a deal with Hitler. No: he had a deeper repugnance to Nazism than that. He may have been a thug, but he knew a greater thug when he saw one — and we may owe our freedom today to this wrinkle in history.

This is the great, enduring paradox of Churchill’s life. In leading the charge against Nazism, he produced some of the richest prose poetry in defense of freedom and democracy ever written. It was a check he didn’t want black or Asian people to cash, but as the Ghanaian nationalist Kwame Nkrumah wrote, “all the fair brave words spoken about freedom that had been broadcast to the four corners of the earth took seed and grew where they had not been intended.” Churchill lived to see democrats across Britain’s imperial conquests use his own hope-songs of freedom against him.

In the end, the words of the great and glorious Churchill who resisted dictatorship overwhelmed the works of the cruel and cramped Churchill who tried to impose it on the world’s people of color. Toye teases out these ambiguities beautifully. The fact that we now live at a time where a free and independent India is an emerging superpower in the process of eclipsing Britain, and a grandson of the Kikuyu “savages” is the most powerful man in the world, is a repudiation of Churchill at his ugliest — and a sweet, unsought victory for Churchill at his best.

Johann Hari is a columnist for The Independent newspaper in London          ______________________________ (nach oben)