Der Frankenweg
von Schnaittach bis Hersbruck

 
         
  Home > Wandern > Frankenweg > Von Schnaittach nach Hersbruck    
   
   
     
       
 
 
Vom Bahnhof in Schnaittach aus gehen wir zunächst nach Norden und überqueren die Bahn. Der folgende Aufstieg zur Festung Rothenberg durch Streuobstwiesen ist bei Sommerhitze etwas mühsam, bietet aber sich ständig weitende

Blicke zurück auf das Hügelland westlich von Schnaittach. Bald erreichen wir einen steilen Pfad, dem wir halblinks folgen und der uns zu einer kleinen Fahrstraße führt. Wir überqueren diese bei der Wirtschaft und steigen auf gewundenem Weg über einige hölzerne und steinerne Stufen durch Mischwald hinauf zur Festung Rothenberg.

Die Burg auf dem Rothenberg entstand nach 1301 als Nachfolger derjenigen auf dem Alten Rotenberg unter den Herren von Wildenstein, einem damals sehr einflussreichen Geschlecht, dem ein großer Teil des oberen Schnaittachtals gehörte. Martin von Wildenstein werden wir in Gnadenberg wieder begegnen.

1353 verkaufte Heinrich von Wildenstein die Burg an Kaiser Karl IV., der sie zu einem Zentrum seiner Territorialpolitik in ‚Neuböhmen‘ machte. Die Burg wurde mit einer großen Zahl von Burgmannen besetzt, vor ihr entstand ein ‚Städtchen‘, das 1499 zerstört wurde.

In der Folge kam die Burg an die Pfalz, und 1478 erwarben sie 44 fränkische Ritter als Ganerben, einer Art ritterlicher Genossenschaft, sehr zum Ärger Nürnbergs. Nachdem 1623 im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges die Pfalz an Bayern gefallen war, beanspruchte dieses auch die Oberhoheit über den Rothenberg. In langen Verhandlungen gelang es Bayern schließlich, 1698 den Ganerben die Burg abzukaufen. Seit 1629 war hier auch die Rekatholisierung durchgesetzt worden, und so entstand ein bayrisches, katholisches Territorium, das rundum von dem evangelischen Landgebiet der Stadt Nürnberg umgeben war. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1703 zerstörten die Truppen des Fränkischen Kreises die Burg völlig; erst 1729 begann der Wiederaufbau, nunmehr als moderne Artilleriefestung. Schon damals war der Bau eigentlich nicht mehr zeitgemäß, und mit dem Übergang Frankens an Bayern 1806 hatte die Festung auch politisch ihren Sinn verloren. 1838 wurde sie aufgegeben und dem Verfall überlassen. In den letzten Jahren wurden große Anstrengungen unternommen, diesen Verfall aufzuhalten; heute ist mit vielen Veranstaltungen wieder Leben eingezogen. Sehr zu empfehlen ist eine Führung durch die Kasematten, die zu einem großen Teil besichtigt werden können.

Vom Vorplatz der Festung steigen wir auf der Ostseite des Rothenbergs in mehreren Spitzkehren zum Schneckenbrunnen hinunter. Der Pfad geht durch abwechslungsreichen Mischwald abwärts weiter. Bald tritt er aus dem Wald und mündet in einen Fahrweg, der eine Schonung entlang geht und später über Obstwiesen das ‚Siegersdorfer Kreuz‘ erreicht. Der Blick schweift durch das Kersbachtal und auf die schroffen Felsabstürze des Glatzensteins gegenüber, unserem nächsten Ziel.

Beim ‚Kreuz‘ folgen wir dem Sträßchen durch Siegersdorf. Hier ist letzte Gelegenheit zur Einkehr bis Hersbruck. Der Weg wendet sich zunächst abwärts zum Bach; nachdem wir ihn überschritten haben, nehmen wir den Fahrweg, der am Waldrand zum Nordhang des Glatzensteins hinaufführt. Nach einer Linkskehre zweigt auf einen köstlichen Pfad nach rechts ab und führt dann durch dichten Buchenmischwald den Nordhang hinauf. Im oberen, recht steilen Wegstück münden und in unseren Weg. An der Kante des Malm-β-Steilhangs gelangen wir auf einen Waldweg, dem wir kurz nach rechts folgen. Nach nur 30 m biegen wir schon wieder rechts hangaufwärts und steigen bergan durch herrlichen Buchenhochwald, der mit Dolomitkalk-Felsköpfchen durchsetzt ist. Bald erreichen wir den Glatzenstein.

Ein Stückchen begleitet uns hier der ‚Archäologische Wanderweg‘ der Gemeinde Neunkirchen a.S., der mit dem ‚Speikerner Reiterlein‘ markiert ist. An einer Reihe von Stationen, die ausgezeichnet mit Infotafeln dokumentiert sind, gewährt er Einblicke in die reiche Vorgeschichte der Umgegend. Auf unserem Wegstück kommen wir u.a. an einem mittelalterlichen Kalkofen vorbei und an einer Höhle unter dem Glatzenstein mit Funden aus der Vorgeschichte.

Gehen Sie unbedingt die wenigen Schritte bis zum Aussichtsfels weiter und steigen Sie auf den Felskopf: Er eröffnet eine phänomenale Aussicht über das Laufer Land und nach Nürnberg bis zur Frankenhöhe, nach Süden zum Moritzberg und weiter bis zum Dillberg.

Unser weiterer Weg folgt stets dem Albrand. Wir wenden uns zunächst auf ausgetretenem Pfad nach Südosten. Bald erreichen wir die Felder der Hochfläche, an deren Waldsaum wir entlang wandern. Der Pfad tritt bald wieder in den Wald ein und versteckt sich meist wenige Meter hinter dem Waldrand, nur gelegentlich lugt er auf die Felder. Nach einem kurzen Abstieg erreichen wir einen Fahrweg, der uns wieder empor zu den Feldern führt. Dort setzt sich unser Weglein in gleicher Manier fort. Unterwegs kreuzt der mit markierte Paul-Pfinzing-Weg.

Er ist benannt nach dem Nürnberger Patrizier und Kaufmann Paul Pfinzing (1554–1599). Er war Kartograph aus Leidenschaft und erstellte mit für seine Zeit erstaunlich modernen Methoden eine Reihe von Karten des Nürnberger Herrschaftsgebiets, darunter auch eine des Pflegamts Hersbruck. Dem darin dokumentierten Grenzverlauf folgt der fast 100 km lange Paul-Pfinzing-Weg.

Wir überschreiten die Verbindungsstraße Weißenbach – Oberkrumbach, jenseits führt uns unser Weg in herrlichem Hochwald leicht abschüssig weiter. Unser Weg behält seinen Charakter, bald durch schönen Hochwald, bald an Hecken und Gebüsch am Waldrand entlang. Vor uns zeigt sich der Große Hansgörgl. Wo und von Leuzenberg auf unseren Weg stoßen, biegen wir nach links ab. Nach 200 m erreicht uns und wir wenden uns rechts auf den breiten Fahrweg. Wenig später zweigen und auf einen Waldweg nach links ab und steigen leicht an. Etwa 10 Minuten später erreichen wir die Felsengruppe des Großen Hansgörgl.

Wegen seiner exponierten Lage und seiner Höhe (601 m) ist der Gipfel des Großen Hansgörgl weithin zu sehen. Leider versperrt heute der Hochwald die Rundsicht; früher muss man von hier eine gute Aussicht gehabt haben, da der Verschönerungsverein Hersbruck 1877 auf dem Gipfel einen Aussichtspavillion errichtete. Der Name des Berges soll von einem sagenhaften Raubritter und Wilderer stammen.

Dann verläßt uns nach rechts, wir umwandern den Hansgörgl in einer weiten Linkskurve. Nach kurzem, steilen Abstieg erreichen wir einen nach Norden (!) führenden Waldweg, der sich mehr und mehr weitet und schließlich zum Forstweg wird. Über die Osthänge des Großen Hansgörgl geht es abwärts. Unser Weg mündet in eine Forststraße, der wir nach links folgen. Sie erreicht bald darauf den Rangenbach, der die Hangseiten des Großen und Kleinen Hansgörgl trennt. Jenseits des Baches wendet sich unser Weg nach rechts. Bald zweigt rechts ein kleiner Hohlweg ab, dem wir folgen. Am Waldrand erreichen wir die Zufahrtstraße zur oberen Fuchsau, der wir nach rechts folgen. Am Wasserbehälter stoßen mehrere Wanderwege auf unseren Weg, darunter die mit markierte Goldene Straße, die über historische Stätten der mittelalterlichen Handelsstraße Nürnberg – Prag folgt.

An der Altensittenbacher Hutweide entlang erreichen wir einige Schrebergärten, bei denen wir rechts abbiegen. 80 m weiter weist uns ein Wegweiser nach links auf einen Feldweg, der bald verebbt. Auf der Wiese hat man einen schönen Blick auf den Michelsberg jenseits des Sittenbachtals mit zahlreichen Villen und vor uns auf Hersbruck und das Pegnitztal.

Wo der Feldweg verebbt, wenden wir uns nach halb rechts (Pfosten!) hinab zur Hagenmühle. Wir queren den Sittenbach auf einer kleinen Straßenbrücke und nehmen das jenseits der Staatsstraße laufende Sträßchen aufwärts. Am Ende führt ein Fußweg links zwischen den Häusern auf eine Wiese, die Innenstadt von Hersbruck breitet sich zu unseren Füßen aus und nur wenige Minuten später erreichen wir den Bahnhof Hersbruck rechts der Pegnitz.

Hersbruck verdankt seinen Ursprung der günstigen Verkehrslage an der Altstraße Forchheim – Regensburg, die hier an einer Furt die Pegnitz überquerte. Über das Bistum Bamberg und die Wittelsbacher gelangte der Ort 1353 an Kaiser Karl IV., der ihn seinem Land in Bayern ‚Neuböhmen‘ einverleibte. Wie andere Orte an der ‚Goldenen Straße‘ förderte er auch Hersbruck um 1360 durch Verleihung der Stadtrechte. Seit der Eroberung durch Nürnberg 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg gehörte Hersbruck zu dessen Landgebiet und wurde eines der wichtigsten Pflegämter der Reichsstadt.

Der wohl älteste Siedlungskern Hersbrucks legt sich um Schloss und Kirche, der typisch bayrische Straßenmarkt mit dem freistehenden Rathaus ist eine Erweiterung des 13. Jhs. Der heutige Bau der Pfarrkirche St. Marien ist ein barocker Saal von 1737/38, aber noch mit gotischem Chor und Turm. Der Hochaltar (1480/90) ist ein Hauptwerk der spätgotischen Kunst in Franken, im Schrein die Muttergottes und die vier Kirchenväter, wohl von einem Bamberger Bildhauer, auf den Flügelinnenseiten Darstellungen aus dem Marienleben, außen und auf den Standflügeln die Passion Christi, ebenfalls aus einer Bamberger Werkstatt. Die Reichsstadt Nürnberg ließ das Pflegschloss errichten, das 1616–21 zur heutigen Renaissance- Dreiflügelanlage mit Ecktürmen erweitert wurde. Das Erscheinungsbild der ‚Prager Straße‘ (ehemaliger Verlauf der ‚Goldenen Straße‘) wird geprägt von behäbigen, giebelständigen Häusern des 16. und 17. Jhs. Von der Stadtmauer um 1444 sind Teile erhalten, außerdem prägen drei vollständig erhaltene Tortürme das mittelalterliche Bild Hersbrucks: Nürnberger und Hohenstädter Tor aus der Zeit um 1450, das Wassertor wurde um 1600 neu errichtet.

 
         
   

 Anfahrt: Von Nürnberg bringt uns die R 31 im Stundentakt (am Wochenende alle 2 Stunden, dann in Neunkirchen am Sand von der R 3 in die R 31 umsteigen) nach Schnaittach, von Hersbruck r.d.P. bringt uns die R 3 zurück nach Nürnberg.

Weglänge: etwa 11,9 km, Einkehr in Schnaittach, am Rothenberg, Siegersdorf und Hersbruck oder abseits des Wegs in Weißenbach oder Leuzenberg, Übernachtung in Schnaittach und Hersbruck.

Karte: UK 50-18 des Bayrischen Landesvermessungsamts, Fritsch-Wanderkarte Nr. 80 Landkreis Nürnberger Land

Info: Die Gemeinde Markt Schnaittach finden Sie unter www.schnaittach.de, auch das Jüdische Museum hat seine eigene Website und die Kirchen Schnaittachs (mit schönen Bildern) finden Sie auf den Seiten des Erzbischöflichen Ordinariats. Zur Festung Rothenberg gibt es eine ganze Reihe informativer Webseiten mit schönen Bildern, so die Homepage der Festung selbst www.festung-rothenberg.de, hier auch das Veranstaltungsprogramm, den Heimatverein Schnaittach und private Webseiten (1,  2,  3). Eine schöne Wanderung in die Vorgeschichte ist der Archäologische Wanderweg Neunkirchen, zu dem beim Heimat- und Geschichtsverein ein Begleitheft erschienen ist. Eine Beschreibung des Wanderwegs Goldene Straße finden Sie auf diesen Seiten des Fränkischen Albvereins. Hersbruck, die erste deutsche Cittaslow, finden Sie unter www.hersbruck.de, dort auch Informationen über Sehenswürdigkeiten wie den Kirchenväteraltar in der Stadtkirche und das einzige deutsche Hirtenmuseum und über Erholungsmöglichkeiten wie die vor kurzem eröfnete Frankenalbtherme.

Allgemeine Informationen über die Region erhalten Sie bei der Tourist-Information Frankenalb, Waldluststr 1, 91207 Lauf, www.frankenalb.de.