5 Tages - Radltour    Ulm - Oberschwaben - Ulm,   08.07. bis 12.07. 12

Teilnehmer:  Achim, Franz, Pit, Wolfgang und Organisator und Schreiberling Bruno

 

Ziel : Wir wollen die grüne Landschaft Oberschwabens kennen lernen , die barocken Sehenswürdigkeiten bestaunen , die bekannten Marktplätze besuchen aber auch abends in den Gaststätten die heimischen Schmankerln wie Maultaschen oder Zwiebelrostbraten genießen .

Sonntag , 08.07.12

Das Treffen der Helden  (Achim - Wolfgang - Franz - Pit) auf dem Bahnhofvorplatz  beobachte ich bei einer Tasse Kaffee aus dem Hinterhalt. Ihre Minen sind gefasst, zuversichtlich, entschlossen .

Pünktlich 07:56 verlässt unser Zug Erlangen, 11:43 sind wir in Ulm (475m). Der zwischenzeitliche Regen hat aufgehört. Achim ist zufrieden. (SWT Ticket zu 40.- € für 5Pers.plus 5.- € pro Rad macht 65.-€) - erstaunlich angenehme Fahrt!

Der höchste Kirchturm der Welt -161,53m- begrüßt uns bei Sonnenschein. Im Schatten des Münsters gibt es Gebäck an  Kaffee.  Wir radeln durch das Fischerviertel und landen am Donauufer mitten im Volksfest. Kurz danach verlassen wir die Geburtsstadt Albert Einsteins 

Entlang der  Donau geht es vorbei an der unspektakulären Mündung der Iller in die Donau . Wir fahren auf dem Iller Radweg bis zum ehemaligen Benediktinerkloster Wiblingen mit der spätbarocken Basilika. Wolfgang der Lesekundige schnappt sich einen Führer und liest uns daraus das wichtigste vor. So macht er das von nun an in jeder Basilika. Prima und danke ! Diese mächtige Anlage war z.B. einst die Residenz des Territorialherrn, dem Abt.

Drei Störche beobachten unsere Weiterfahrt zum Donau-Bodensee-Radweg und durch das NSG Donaustetten. Trotz schlecht beschildertem Weg finden wir nach ca. 38km  Laubheim (500m). Der Kurzbesuch führt uns zum Schloss mit Kirche und zu einer Tasse Kaffee. Unter weißblauem Himmel radeln wir dann bei  wechselnden Winden in einer weichen Landschaft durch Mais und Getreidefelder mit bis Biberach (520m) /4:13h  / 13,8km/h                   59km

Im Gasthof „ Goldener Hirsch „ findet Wolfgang unsere Bettchen zu 41.- € im DZ. Nach einem guten Essen erwartet uns ein Platzkonzert der Stadtkapelle Biberach auf dem von Bürger - und Patrizierhäusern und der Stadtpfarrkirche St.Martin  umgebenen Marktplatz. Die zahlreichen Zuhörer sitzen auf  provisorischen Tribünen. Die Kapelle spielt  Musikstücke aus bekannten Filmen und wir schlürfen  genüsslich am Marktbrunnen ein Viertele zu 2,50 €.

Nach der Rückkehr loben wir die Wirtin ob ihrer Kochkunst und sie spendiert noch zwei Flaschen für das Lösen der Zungen zu einem philosophischen Abschlussdiskurs mit  ihr, natürlich,  weil philosophisch, ergebnisoffen.

 

Montag , 09.07.12 

Die kleine Stadtrundfahrt zeigt uns nochmal die heimelige Atmosphäre der ehemaligen Reichsstadt Biberach.  Nach dem Besuch der  Simultankirche St.Martin radeln wir entlang der Riss bis Ummendorf , dann saftig aufwärts und ab Ringschnait wieder runter nach Ochsenhausen (614m) mit der ehemaligen Benediktiner - Reichsabtei . Die Kirche gilt als Kleinod des süddeutschen Barock. Berühmt ist die Orgel des aus Ochsenhausen stammenden Joseph Gabler. Die ehemaligen Konventsgebäude beherbergen nun die Musikakademie für die musizierende Jugend.  Wolfgang liest.

Der historische Bahnhof der Öchsle - Bahn mit seinen Lock`s und Waggons liegt unterhalb der Reichsabtei. Die Bahn fährt nur an den Wochenenden, also ohne uns.

Heute, am Tag der Dauerwellen , geht es ständig bergauf - bergab . Wir sind im Allgäu und pendeln zwischen 600m und 720m. Der weißblaue Himmel, die herrliche Aussicht und der leichte, kühlende Wind lassen uns die Mühen vergessen. Achim vergisst nichts! In Bellamonnt (720m) erwischen wir gerade noch die fahrende Bäckerin und kaufen das letzte Gebäck aus ihrem VW Bus. Eine freundliche Oma-Ladenbesitzerin kocht uns dazu noch Kaffee. Wir sind zufrieden. Ihr zuliebe besuchen wir auch das kleine aber feine Kirchlein des Ortes.

In Füramoos (712m) ist nichts los und so suchen wir den Weg runter ins Wurzacher Ried. Bald nach Unterschwarzach läuft die Straße quer durchs Ried. (651m) . Ein Stück Ried radeln wir im Unterholz ab, sehen aber nur vereinzelt Sumpf und Moor und wenige Enten. Der nächste Sprint führt uns nach Bad Wurzach und dort zur unterkühlten Metzgerei mit Fleischkäsesemmeln. 48km . Meine hektische Suche nach meinen Handschuhen endet mit einem nüchternen Hinweis der Fleischereifachverkäuferin, “ Gugget`s amoal in ihr Drigoodäschle „. Da wir uns sowieso wohlfühlen verzichten wir auf den Besuch der „Wohlfühloase VITALIUM „. So was gibt’s tatsächlich. Die Weiterfahrt verläuft herrlich allgäuerisch und wir sind froh, nicht den Höhenweg über Schloss Zeil genommen zu haben. Dafür durchfahren wir eine wunderschöne, grüne Voralpenlandschaft und werden vom Besuch zweier prächtigen Wiesenweihen  überrascht.

Abrupt endet der Friede kurz vor Leutkirch (650m). Eine endlose Kette von schweren Lastzügen und kleinen Lieferwagen rast von allen Seiten auf Leutkirch zu. Man fühlt sich wie in einem Horrorfilm. Mit gestäubtem Nackenhaar versuchen wir dem Inferno zu entkommen. Erschöpft setzen wir uns in der Altstadt zu einem Getränk und Wolfgang lauert auf die Ankunft der der Wirtin vom Mohren. Er hat Erfolg und wir eine Bleibe für ca.  38.- € im DZ Nach den Maultaschen von der fülligen Wirtin und einem kleinen Rundgang in Leutkirch legen wir uns aufs Ohr  -  5:08h / 12,9km/h /                                                                      67km  

Leutkirch muss nicht sein.

Dienstag , 10.07.12

Auf und ab  fahren wir bei idealem Radlerwetter im welligen Allgäu durch saftige Wiesen und erreichen bald Kisslegg (650m). Wir verzichten auf den Besuch der Barockkirche mit dem Augsburger Silberschatz. Wir  folgen  dem Rat eines Experten und radeln auf einem Höhenweg und über sanfte Hügel weiter bis Wolfegg (670m). In der Ferne reckt die Meersburg am Bodenensee den Turm in die Höhe und die Allgäuer Berge strotzen vor Kraft.

Die fürstliche Familie von Waldburg -Wolfegg und Waldsee bewohnt noch das Renaissanceschloss und so können wir nur die großzügigen Außenanlagen bewundern oder die dort befindlichen Toiletten benutzen. Natürlich werfen wir auch mehrere Blicke in die barocke Kirche St.Katharina mit dem kriegerischen Deckenfresko. Wolfgang liest.

Der Ort liegt zwischen Wäldern, Wiesen und kleinen Seen und beherbergt ein Bauernhausmuseum. Ohne zu ahnen was auf uns zukommt fahren wir weiter, erst steil runter und dann wieder steil hoch auf dem beschilderten Radweg Richtung Weingarten. Dieser verschwindet nach kurzer Strecke im Wald und führt erst nach ca. 6km wieder ans Licht. Dazwischen liegen heftige Anstiege und lange Passagen auf frischem, grobem Schotter.  Man muss lange schieben. Sollte ein Ehepaar diesen Weg wählen wird die Frau danach sofort die Scheidung beantragen.

Vorteil: Auf den Lichtungen tanzen Schmetterlinge wie Kaisermantel, Distelfalter, Admiral, Perlmuttfalter und weitere schöne Burschen und sorgen so für Abwechslung.

Deutschlands größte Barockbasilika erobern wir durch den Hinterhof. Bei ca.30°C laufen  wir in Weingarten (450m) ein und zwängen uns durch Pädagogikstudenten zum Haupteingang. Sie thront hoch oben über den Dächern Weingartens und wurde 1715 bis 1724 erbaut. Kunstvolle Fresken von C.D. Asam, prunkvolle Altäre , das imposante Chorgestühl von Feuchtmayer , das goldene Chorgitter empfangen uns . Eine der schönsten Barockorgeln Europas, die Gabler- Orgel ist  in die Westfassade integriert. Die im  Altar  unter der Kuppel aufbewahrte Heilig - Blut - Reliquie wird in einer prunkvollen Prozession jährlich von rund 30000 Pilgern und fast 3000 Reitern verehrt . Wolfgang liest.

In der kleinen Altstadt, ganz heimelig, nehmen wir unsere Zwischenhappen ein und beschließen auf Ravensburg zu verzichten. Grund: Die Piste dahin ist zugepflastert und daher zu hektisch.

Wir verlassen Weingarten ohne zu weinen , fahren hoch über Baienfurt , Baindt , durch den Wald auf ca.600m , besichtigen unser geplantes Quartier bei  Gaisbeuren , lassen die Finger weg wegen Straßenlärm uns spurten  rein nach Bad Waldsee (600m). Der Himmel färbt sich bedrohlich dunkel und wir beziehen gerade noch rechtzeitig das Hotel „ Rössle „ für 82.-/DZ Das Hotel ist frisch renoviert, alles pikfein und so kann jedem Gast z.B. durch Zimmertausch eine gute Sicht auf das Fernsehgerät geboten werden - 4:34h / 12,8km/h /                        59km

Die kleine Stadt gefällt uns auf den ersten Blick. Umständlich suchen wir zwischen Fachwerkhäusern einen Gasthof und finden Platz im Freien.  Seespaziergang locker  , basta.

 

Mittwoch , 11.07.12

Auf dem höchsten Ast einer Trauerweide sitzt eine tiefschwarze Krähe und schaut mich mit hochgezogenen Schultern betrübt an. Es regnet und sie gibt mir wahrscheinlich die Schuld. Wir sind nun drei Tage unterwegs und  kleine Veränderungen sind bemerkbar.

Pit verteidigt sein Bergtrikot nicht ernsthaft und muss gelegentlich an seinen Job als Bildberichterstatter erinnert werden. Franz hat seine Schienbeinwunde nun im Griff. Wolfgang, mit seinem Riss im Ärmel, erinnert mich an den Typen, der bei uns immer in den Mülltonnen nach Resten sucht. Achim verlässt bei langen Abfahrten mehrfach seinen Posten als Absicherer nach hinten - böse - und ich wähle  immer häufiger die falsche Piste - blöd!

So auch in Bad Waldsee. Mit einem klassischen Verhauer um 180°setze ich Akzente bevor wir auf der richtigen Spur nach Steinhausen sind. Diese verlasse ich aber keck kurz vor unserem Ziel und gönne uns so im leichten Regen noch 7km extra im.   Franz hatte gemahnt! 

Die Wallfahrtskirche Steinhausen wird als „ Schönste Dorfkirche der Welt „ bezeichnet. Da ist schon was dran. 1728 bis 1731 wurde sie von Dominikus Zimmermann erbaut und von seinem Bruder Johann Babtist veredelt.  Die Pause in der „Linde „ tut uns gut.

Bei recht gutem Wetter geht es weiter auf schönen Wegen nach Bad Buchau zum Federsee . Wir besuchen das Museum und lernen so die spannende Geschichte Oberschwabens von der Steinzeit bis in die Neuzeit kennen ohne Federn zu lassen! 16000 Jahre Geschichte werden da lebendig, vom eizeitlichen Rentierjäger im Steinzeitdorf bis zum historischen Bauernalltag. Ein hartes Leben .

Vom Museum aus fahren wir direkt über einen über einen Steg durch das Flachmoor und landen in Moosburg. Mit schönen Ausblicken , z.B. auf den  „ Heiligen Berg der Oberschwaben „ , den Bussen ( 767m) , geht es nun wellig und zügig nach Riedlingen (520m), einem schönen Ort an der jungen Donau . Mario Gomez war nicht da!  

Um nicht aus der Übung zu kommen kämpfen wir uns wir über die Buckel (600m) bis   Zwiefalten und dann auf sumpfigem Geläuf bis kurz vor das Kloster. Wir legen unsere Stirn in Falten und beschließen den Besuch der protzigen, barocken Wallfahrtskirche.

Anschließend geht es zu Blank`s  Brauereigasthof in Zwiefaltendorf . Nach einem guten Essen und einem guten Gespräch mit dem Wirt legen wir uns in gute Bettchen und schlafen gut für 25.-€ im DZ.   4:56h / 15,3km/h                                                                              76km

 

Donnerstag , 12.07.12

Kurz nach dem Start werden wir brutal ausgebremst. Vorbei ist die Fahrt an der schmalen Donau, wir müssen auf die Straße nach Obermarchtal . Oben, hoch über der Donau ist  die barocke Klosterkirche sowie großzügige Bauten für Fortbildungsseminare usw. Der  Blick in die Tiefe auf die Donauschwelle, sie macht dort einen weiten Bogen, ist spannend.   

Unangenehm ist nun das nasskalte Wetter. Wir radel wieder auf schlecht beschildertem Weg bis Munderkingen, werden  dort im Info Büro fehlgeleitet und schaffen es doch bis Ehingen. Die Einfahrt zum Stadtkern ist völlig verschleckert. Überall stehen Schlecker Bauten.

Am lustigen Marktbrunnen in der Altstadt flüchten wir in eine Bäckerei und werden durch den Redeschwall von Rentnern östlicher Herkunft überbrüllt. Wir fühlen uns wie im Sportheim. Kaum sitzen wir auf unseren Rädern wird das Wetter gut und mit starkem Rückenwind düsen wir Richtung Ulm. Der Weg führt zunächst durch Getreide und Maisfelder und biegt dann ab in ein Naturschutzgebiet. Dort verscheuchen wir Nilgänse mit ihrem Nachwuchs und schämen uns nicht mal!  

Auf den Besuch von Schloss Erbach und dessen Barockkirche verzichten wir großzügig, da barockgesättigt .

So radeln wir auf naturnahem Geläuf flott durch bis zum Hauptbahnhof zu Ulm. Mit dem BY Ticket zu 63.- € für 5 Pers. mit Rädern sind wir gegen 18:00 in Erlangen 4:14 / 15,4/   66km

 

Fazit : Die Tour verlief in etwa so wie ich sie mir vorgestellt habe . Das Wetter hat mitgespielt, meist trocken und warm. Der ständige leichte Wind hat uns abgekühlt. War auch nötig bei den häufigen Anstiegen. Die Landschaft wird zunächst geprägt vom Ackerbau und geht dann nach und nach über in grüne, weite Wiesen welche fast immer hügelig verlaufen. Aber wo war das Vieh?  Selten haben wir Kühe auf der Weide gesehen. Wald unterbricht die wellige Radlstrecke immer wieder .Das ist nicht unangenehm, besonders um die Mittagszeit.

Schade, dass die Beschilderung  der Radwege so unzuverlässig ist. Man verliert da schon so eine halbe Stunde pro Tag und es ist auch ärgerlich dauernd die Karte, trotz bester Vorbereitung, zu studieren. 

Übrigens, die Oberschwaben sind durchwegs nette Leute. Höflich , auskunftsbereit , freundlich ! Das gilt auch besonders für die Gastgeber. Das Essen schmeckt sowieso und das Bier erst recht. (habe ich vom Team mitbekommen - bin Weintrinker)

Die vielen barocken Schönheiten haben uns fast erdrückt. Unglaublich was da vor ca. 300Jahren entstanden ist. Am Ende waren wir barockisiert, kein Kunststück bei unserem Alter.

 

Rollt man in die Ortschaften rein fühlt man sich gleich wohl. Nur rauß kommt man halt nicht so leicht wegen fehlender Beschilderung. Das sollte sich ändern .Familien haben damit ein Problem, besonders die Väter! Sie werden möglicherweise entmachtet und ihre Zöglinge gehen nie wieder auf eine Radltour. Schade. Ist auch blöd, wenn  man mitten im Wald steht, drei Möglichkeiten der Weiterfahrt hat und minutenlang ich der Karte rumschnüffelt und dann den falschen Weg wählt. Da wird Oberschwaben geistig  abgehakt!!

Obwohl wir nahezu alle namhaften Klöster oder auch  barocke Kirchenbauten besucht haben wurden wir abschließend nicht selig gesprochen. So was !

Ich will jetzt nicht nur jammern. Uns hat die Tour gefallen. Alle waren gut drauf. Keiner ist gestürzt. Danke an das Team!!  Gesamtstrecke                                                                327km

                                                                                                                  Ich habe fertig - Bruno