Bruno, Franz und Wolfgang
Mit dem Rad von Jaca nach
 Santiago de Compostela - 13.09.03 bis 01.10.03

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Vorsicht !!  nur für besonders Interessierte !!!

  

Nach einer 1700km langen  Autofahrt durch Frankreich mit Boxenstopp bei Nimes- Containerhotel Formel 1 - und zuletzt etwas Spanien auf schwach befahrenen Autobahnen und Nationalstraßen hatten  wir - Franz ,Wolfgang und ich  - am Sonntag den 14.09.03 so gegen 16°°Uhr mit der  Nordspanischen Kleinstadt  Jaca  unser erstes Ziel erreicht .

Die Suche nach dem angepeilten Hotel " Ramiro 1 "  war nach einer kleinen Stadtrundfahrt erfolgreich und das Zimmer schnell gebucht .

Auch unser Auto- gesteuert von Franco Caraciola di Hemhofen -  war  froh das Ziel erreicht zu haben und ließ daher erst mal Dampf ab , so lange bis der Kühler leer war .

Nach natürlich sehr fachmännischen Diskussionen untereinander und auch nach Rücksprache bei dem Hotelier wurde der  tampon del radiator , das auf dem Kühler sitzende Druckausgleichsventil , für die Misere schuldhaft gemacht . Der Kühler bekam  sein Wasser ,  der Wagen war wieder fahrbereit und wurde mit angelegten Außenspiegeln  in der Calle Carmen , einer schmalen Gasse vor dem Hotel , für 14 Tage geparkt .Wir haben ihn  später wieder  unversehrt  übernommen .

Benjamin, dem Hotelier, wurde für alle Fälle der Autoschlüssel hinterlassen .Wie es sich herausstellte auch zu Recht. Wegen Straßenarbeiten  während unserer Abwesenheit mußte er den Wagen versetzen .   

Nach dem Stadtbesuch und einem kleinen Essen  vor der  romanischen Kathedrale    verbrachten wir eine ruhige  Nacht im Dreibettzimmer  für 80.- Euro  komplett.

Auf die  Historie der im folgenden erwähnten Städte und Dörfer  und deren  Bauwerke wie Kirchen, Burgen , Paläste usw. werde ich in diesem Bericht nicht näher eingehen . Im Reiseführer oder auch in Bildbänden kann der Neugierige seinen Wissensdurst stillen. Prost.

Wir haben jedenfalls die wesentlichen Orte  mit ihren Kathedralen, Ayuntamientos , Torres , Plazas , Monasterios , Puentes , Arcos  , Paseos  usw., also das interessante  casco antiguo o casco urbano  ,  der Reiseart angemessen , besichtigt  .

Der Blick in die preiswerten Refugios hat uns von der Übernachtung darin zurückgehalten. Problemlos fanden wir Pensionen oder Hostales und übernachteten meist  sehr günstig.

Nach einigen Tagen war der morgentliche Aufbruch ritualisiert .Wir waren   schweigend  ins Gespräch vertieft, jeder Handgriff saß. Abwechslung brachte nur Wolfgangs übliche Suche nach irgend  etwas. Meist hielt er es in der Hand. 

Danach,  so gegen  8°°Uhr ,  nahmen wir das desayuno  in einer umliegenden Bar ein .Es bestand überwiegend aus  cafe con leche   mit ein bis zwei Hörnchen .

Im folgenden wurden  alimentos  o comestibles  gebunkert, wobei natürlich Franz die Qualitätskontrolle übernahm . Der eigentlich Start aus einem Ort heraus erfolgte daher zwischen 8:31 und 9:04 Uhr.

Sämtlich Ausgaben haben wir  aus der Gemeinschaftskasse beglichen. Wolfgang ,el ministro del dinero , hat das Bezahlen stets mit einem  la cuenta , por favor elegant eingeleitet und seine Sache  hervorragend gelöst .

Gegen 11: 00 Uhr wurde der Tank mit pan , queso de oveja o queso de cabra y oveja , salchichon , jamon serrano  und viel aqua sin gas  nachgefüllt .Platanos oder  manzanas  haben die Brotzeit abgerundet oder auch ein  yogur naturale  .

Nachmittags gab es im Prinzip die gleiche Ration, es sei denn , Wolfgang und Franz hatten auf dem Weg Feigen , Trauben oder Äpfel hinterhältig  geraubt . Böse !!!

Wichtig war das stete Trinken. Daher haben wir immer ausreichend aqua sin gas gekauft oder unsere leeren Plastikflaschen an den feuntes nachgefüllt . 

Nach dem Eintreffen im vorgesehenen Übernachtungsort  begann sofort die Suche nach einem vernünftigen Quartier, also nach una habitacion por tres peregrinos  con sus bicis ,  economico ,  pero con bano y water , por favor !  In der Regel hatten wir nach kurzer Suche eine gute Unterkunft. Die Preise für die Übernachtung für uns drei lagen zwischen 30.- Euro und 45.- Euro pro Nacht.  In Jaca und Burgos haben wir im Hotel gewohnt und daher etwas mehr bezahlt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß man nicht nach dem Äußeren der Häuser  gehen darf . Innen schaut das alles viel besser aus als erwartet.

Nach dem wir mit dem Quartier klar waren gab es vor dem Duschen erst mal ein  cervesa grande . Die Spanier brauen ein erstaunlich gutes Bier!!

Darauf folgte ein lockerer Bummel durch den betreffenden Ort mit Besichtigung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Wir haben nun die Zeit zwischen 18 und 20 Uhr  Die Plaza Mayor  wird nach und nach von einem intensiven, auf - und abschwellenden Stimmengewirr  erfaßt. Die Plaza  wird  von  Mujeres  o  Esposas  besucht. Sie schieben stolz ihre Kinderwagen auf den Platz und lassen den etwas älteren Kindern freien Lauf.

Los Maridos, die Ehemänner, stehen derweil rauchend und nutzlos in einer angrenzenden Bar herum und reden alle gleichzeitig über etwas anderes. Manche nennen diese Jungs auch  machos , Ziegenböcke . Der Fernseher in der Ecke  läuft derweil mit voller Lautstärke und niemand schaut hin.

Abendessen - cenar  - gibt es in Spanien so ab 20:30Uhr. Wir haben daher schon während unserem Stadtrundgang die  Lista de Precios  studiert. Überall gab es genügend restaurantes und eigentlich immer ein  menü del dia .  

Dieses besteht aus 3 Gängen . Als Vorspeise wird   ensalada mixta  con  atun o jamon ,  ensaladilla rusa  ,  caldo de gallina ,  menestra  oder eine  sopa de mariscos  angeboten . Beim Hauptgericht kann man wählen und zwischen chuletas  - bistek - cordero asado - pechuga de pollo - escalope de ternera - lomo de cerdo  ,  und , für uns besonders anziehend ,   merluza o trucha  !!! Natürlich haben wir in aller Regel Fisch verspeist. Zum   postre  gibt es    flan - helado - queso - arroz con leche  oder ähnliches. Im Preis inbegriffen war auch der Wein, wir schlürften häufig den guten  tinto . Das Menü kostete so zwischen 6.61 Euro ( dafür gab es Salat mit Schinken , zwei Forellen und Eis , sowie eine  Flasche Wein ) und 8.-Euro . Einmal haben wir 10.-Euro bezahlt, das war aber auch eine Edelmampfe mit  salmon  und sehr gutem Wein .

Gegen 22°° war Zapfenstreich,   müde wie wir waren schliefen wir auch sehr schnell ein, zumindest was mich betrifft , wahrscheinlich wegen meines reinen Gewissens  .

Der Wettergott hatte es gut mit uns gemeint . Die Regensachen und der Kälteschutz   blieben die gesamte Tour in den Satteltaschen. Morgens war es frisch, später angenehm kühl und im Laufe des Tages stiegen die Temperaturen selten über 30° . Immer hat uns die Sonne begleitet, mit einer Ausnahme .  Auf der 4km langen rasanten Abfahrt nach Portomarin durchfuhren wir ein Wolkenband in leichter Kleidung. Unten am fast leeren Stausee haben wir vor Kälte geschnattert und uns daher schnell in eine Bar zum  cafe con leche  verzogen. 

Den ersten leichten Regen bestaunten wir  während des Kleiderwechsels  auf dem Balkon unserer Bleibe in Santiago. Es fing an zu tröpfeln. Unbedeutend , jedoch völlig neu für uns .   

Wir hatten uns die Tour in sehr vernünftige Etappen aufgeteilt und fuhren daher nie an die Schmerzgrenze. Die Kondition wurde von Tag zu Tag besser, so daß wir die schönen Bergetappen im letzten Drittel der Tour so richtig genießen konnten . "Wolfgang mit der edlen Hüfte " zog die Steigungen hoch wie einst Hennes Junkermann und  Franz fuhr seine 93kg Kampfgewicht locker über die Pässe.   

Panne war ein Fremdwort. Auf dem Paseo Rabanal mußte  ich die Hinterradbremse nachjustieren ,  Wolfgang hat später sein Vorderrad nochmals  festgezurrt . Das war alles .

Radler haben wir nicht all zu viele getroffen. Ein holländisches Ehepaar, sehr sportlich, ca.45 Jahre alt , trafen wir gleich in unserm Hotel in Jaca und danach nochmals beim Blick in die Teufelsschlucht . Sie waren schon in Paris gestartet und zu schnell für uns.

Ein weiterer Holländer fuhr nach den gleichen Streckenkarten wie das Ehepaar und  zunächst  zügig an uns vorbei. Beim Luftschnappen am  Paseo Cebreiro  konnten wir uns mit ihm unterhalten.

Natürlich durften die Sachsen nicht fehlen. Dieses Ehepaar tauchte in der Gegend von Santo Domingo de la Calzada  plötzlich seitlich vor uns auf. Da hatten wir gerade unseren schönsten "Verhauer" hinter uns. Zuletzt sahen wir sie  Castrojeriz .

In Burgos, vor der Kathedrale habe ich mich mit drei jungen Wilden  aus Toledo  unterhalten. Diese Burschen trafen wir danach noch zwei - drei mal.

Einsam und zäh zog ein Rentner aus Ostpreußen seine Spur über die Hügel. Er war  6 Wochen zuvor im Ruhrgebiet gestartet. In Puente la Reina , direkt vor der historischen Brücke , gab  er Wolfgang dessen verlorenes   Zaumzeug  , ein geschickte Vorrichtung zum Hochziehen des Rades im steilen Geläuf , zurück .

Norwegerinnen traten im 6er Pack auf. Wir trafen sie in Belorado, Burgos und Fromista . Sie waren so zwischen 35 und 45 und gut drauf.

Radelnde Hausfrauen oder gar Rentner gibt es offensichtlich in ganz Spanien nicht. Die Spanier verehren ihre Rad - Asse, aber selber radeln sie nicht

Die wahren Helden, die Peregrinos mit dem schweren Gepäck  , dem Wanderstab , der  Jakobsmuschel und dem erschöpftem Blick haben wir oft bewundert . Es gab große, kleine, dicke , dürre , alte , junge und  einsame Peregrinos .  Besonders imponiert hat mir ein Trupp  gedrungener, mit übergroßen Rucksäcken beladener Damen , fast so breit wie hoch und sichtbar übergewichtig . Sie schlürften dahin, als ob sie Rollen unter den Füßen hätten.

Es waren eigentlich nicht sehr viele Peregrinos unterwegs, oft sahen wir sie parallel zu unserem Kurs laufen, d.h. ,  die Radlerstrecke weicht nicht so dramatisch vom Camino  ab. 

Trotz der geringen Zahl von Pilgern waren die Refugios offensichtlich stark belegt, wenn nicht gar completo  -  besetzt . So jedenfalls mein Eindruck . 

Nach und nach wurden wir  stempelsüchtig . Es ist so, daß man am Ende der Pilgerfahrt im  Oficina de la Peregrinacion   in Santiago eine Bestätigung , ein Zertifikat erhält , wenn man den Nachweis erbringt , die einzelnen wichtigen Pilgeretappen zu Fuß oder mit dem Rad  zurückgelegt zu haben ,  mindestens die letzten 200km . Dazu benötigt man die sellos - Stempel , im dafür vorgesehenen Pilgerausweis , dem  Credencial de Peregrinos Daher haben wir nach einigen Tagen jede verdächtige Hütte angesteuert in der Hoffnung , einen Stempel zu ergattern .  Ich hatte  den Eindruck, daß wir notfalls auch einen Stempel einer Toilettenfrau einer Autobahnraststätte genommen hätten nur um  das Stempelsoll zu erfüllen . Oder täusche ich mich da?   Wir hatten am Ende ehrliche  Stempel genug  und erhielten das Zertifikat ohne Schwierigkeiten. 

Während solch einer Radltour  erlebt man viele  Eindrücke, Empfindungen , Ausblicke oder auch andere  Höhepunkte .  Nicht alles bleibt nachhaltig. Man kann sich nicht jeden Bewässerungskanal der die endlose Meseta  - der Hochebene  zwischen Burgos und Leon- durchkreuzt , einprägen . Dies gilt auch für die zahllosen Kreuzrippengewölbe,  bei deren Anblick ich immer an unsere hilflosen Orthopäden denken muß  , oder auch für die  ehrfürchtig durchschrittenen Tympanons - den Bogenfeldern mittelalterlicher Kirchenportale  mit ihren drastischen Darstellungen  von Himmel und Hölle .

Einiges bleibt schon nachhaltig. So zum Beispiel ,  daß fast jede Kirche ,  Kathedrale oder jedes   monasterio  mit zahllosen häßlichen Fratzen  bestückt ist , welche als  Dachsparren  böse auf dich herab glotzen  .  Das wirkt abweisend und anziehend zugleich. 

Interessant ist auch  zu beobachten , wie Wissensschwangere , also Leute , die gerne immer ein wenig mehr wissen als der niedrige Stand , beim Anblick eines mittelalterlichen Coro - einer im Mittelschiff der spanischen Kathedralen stehenden Raumzelle , welche allein den Geistlichen zur Ausübung ihrer liturgischen Pflichten vorbehalten ist , in Verzückung fallen und ihr breites  Wissen  auch während den Erklärungen des sachkundigen Führers unbedingt loswerden müssen . Unaufgefordert   wispern sie ihrem Nachbarn   die

Unterschiede  zur Hagia Sophia in  Istanbul  ins Ohr und  sonnen sich dabei  in ihrer vermeintlichen Überlegenheit.

Ausgerechnet am Ort der größten Barmherzigkeit , wo Wein und Wasser kostenfrei  für die Durstigen aus einem  Brunnen fließt ,  wo kein Eintritt zur Begehung des claustro , dem  museo  oder auch des refektoriums erhoben wird ,  wo sich  nicht einmal die Fliegen über deine Brotzeit hermachen und wo die Mönche fast zu schwach waren um unseren credencial de peregrino zu stempeln , ausgerechnet dort  vermutete  Franz Ungemach  . 

Es ist so gegen 9:30 im Benediktiner Kloster Santa Maria la Real de Irache . Wir sind  von einer friedlichen Stille umgeben . Wir betreten ehrfürchtig den Kreuzgang aus dem 16.Jh.  ,das im Refektorium untergebrachte Museum mit seinen  sehenswerten Schätzen  und letztendlich die romanisch - gotische Kirche mit dem Spitztonnengewölbe . Franz fotografiert im Rolf-Stil inbrünstig eine Heiligenfigur in Altarnähe. Wolfgang schafft ihm Erleichterung, indem er seine  Fronttasche übernimmt und mit mir ruhig in den Kreuzgang zurückgeht.

Plötzlich schießt Franz  im Sprintertempo aus dem Refektorium , alle Stufen auf einmal nehmend , in den stillen, menschenleeren Kreuzgang  . Obwohl sein Haar kurz geschnitten  , floh es  von seiner Stirn .  Den Blick flackernd nach vorne gerichtet rast er einige Meter in den  Kreuzgang hinein um den vermeintlichen Dieb zu stellen.  Er sieht uns , bremst abrupt

ab wie einst Donald Duck und übernimmt erleichtert seine Tasche mit all seinen wichtigsten Habseligkeiten.

Fragt man  in  Spanien ein junges Pärchen nach dem Weg, antwortet er höflich und sachlich. Sie steht derweil bescheiden im Hintergrund, den Blick züchtig auf den Boden gerichtet .

Fragt man ein altes Ehepaar nach dem Weg , antworten zunächst beide . Nach kurzer Zeit übernimmt sie das Ruder. Zuerst wird er unterbrochen . Wenn das nicht hilft, wird er mit scharfen Blicken ermahnt  sich zurück zu halten . Reagiert er immer noch nicht, wird er kurzerhand ins Abseits gedrückt. Sie beschreibt dann den Weg, wortgewaltig, mit atemberaubender Geschwindigkeit. Sie gibt ihm keine Chance sie zu unterbrechen, indem sie das Gesagte mehrfach wiederholt . Ich weiß nicht genau warum  Mit der Zeit hatte ich das Gefühl , bei meiner Fragerei  besonders blöd dreinzuschauen . Anders kann ich mir die ständigen Wiederholungen nicht erklären. 

Übrigens, die Spanier sind immer auskunftsfreudig , höflich und hilfsbereit .Es ist mir    sogar  passiert , daß mir Kinder beim Verlassen des  supermercado  die Türe aufhielten !!

Die Spanier zeigten auch   wohlwollendes  Verständnis , als wir bei der Einfahrt nach Pamplona die Autobahn mit ihnen teilten . Sie haben nicht mal gehupt !!

 

Nun die Etappen :

Montag , 15.09.03

Ruhiger Start in Jaca  ( 14.000 Einwohner - 820m - Provinz Huesa ) . Bei schönem Wetter geht es auf der N240  lange abwärts am Rio Aragon entlang bis Puente la Reina  - über den   Aragon  - nun wird es wellig bis zum Stausee - der Verkehr ist mäßig bis schwach - nach Yesa (400m) biegen wir ab zum Monasterio de Leyre - die Steigung wächst auf 10% - eine Herde von mehr als 1000 Schafen begegnet uns , bewacht von 5 Hunden und drei Schäfern - voran ein Muli - wir kommen 10 Minuten zu spät im Kloster an , geschlossen - nach der Besichtigung der schönen Anlage , sie liegt auf  550-600m , geht es weiter auf der N240, jetzt mit Seitenstreifen - vereinzelt sehen wir Geier und Milane - dann bei Nardues die Teufelsschlucht mit der Brückenruine - weiter Richtung Pamplona - Durst ! - der Paso de Poite zieht sich ewig lang hinauf auf 728m - unter den Blicken zahlloser Windräder der    Neuzeit geht es wellig weiter bis Monreal ( 600m ) - Provinz Navarra -  wir finden ein gutes Hostal  mit gutem Essen und übernachten zufrieden ca. 13km vor Pamplona .

Strecke : 105km -  15,9km/h  -  6h33min - ca.800m
 

Dienstag , 16.09.03

Start in Monreal ( 600m ) - Boxenstopp bei Noain zum Kauf eines  tampon del radiador Erstaunlich ,  obwohl wir mit den Rädern bei dem Schrotthändler auftauchen , fragt niemand wozu wir dieses Teil eines Autokühlers benötigen - danach verwegen rein nach Pamplona -  (190.000 EW - 446m - Provinz Navarra  - am Rio Arga )  - wir haben die Abkürzung über die Autobahn gewählt - niemand hat dies gestört - uns natürlich schon -  Besichtigung von Pamplona  - Einkauf in den Markthallen - sehr interessant und günstig ,dann auf N111 mit Seitenstreifen über Astrain auf den Paso Perdon / max .9% ( 679m ) - jetzt auf leeren Nebenstraßen über Uterga - Muruzabal zur Eremita de Eunate - locker rein nach Puente la Reina ( 375m ) - über die sehenswerte alte Brücke über den  Rio Arga ,  hier treffen die verschiedenen Routen des Jakobswegs zusammen und ab hier geht es dann weiter auf einem camino . Wir radeln  auf und ab genußvoll bis Estella ( 13.000Ew. - 480m - Provinz Navarra - am Rio Ega ) und  übernachten in einer angenehmen Pension direkt an der Plaza .

Strecke  : 73km  - 13,7km/h  -  5h18min - ca.500m
 

Mittwoch , 17.09.03

Nach dem Start in Estella  gleich hoch zu Wein und Wasser am Monasterio de Irache         ( 500m ) ,  nach dem "Franzschock" genußvoll auf der wenig befahrenen N111 über Azqueta - Los Arcos - Sansol - Torres del Rio nach Logrono  ( 380m - 110.000Ew. - Provinz La Rioja)   der Stadt des Weines . Aus der Stadt führt ein mit Glasscherben übersäter Weg zum Embalse de la Grajera - einem Stausee an dessen Ufer die Jogger trainierten . Wir fahren auf dem original camino sehr wellig und holperig  , der schwarze Reklame - Torro blickt stolz und mächtig auf uns herab . Es geht   einsam über Navarrete ( 520m ) - Ventosa auf endloser

Abfahrt bis  Huercanos -  hinein nach Najera ( 500m ) am Rio Najerilla , Region La Rioja zur Übernachtung  im Hostal Espana , wieder sehr sauber und ruhig .  

Strecke : 81km  - 14,2km/h  -  5h43min  - ca.300m 
    

Donnerstag , 18.09.03

Kurz nach Najera bauen wir einen wunderschönen "Verhauer "  ein, ein Kunstwerk . An Azorfa vorbei fahren wir durch einsame Weinfelder herrlich falsch und sehr wellig bis Ciruena und dann wieder auf einer endlosen Abfahrt mit wenig Gefälle bis Santo Domingo de la  Calzada ( 640m ) - am Rio Oja .

Rechtzeitig zu unserer Ankunft hat der Hahn in seinem Hühnerstall , welcher über einem Seitenaltar in der Kirche angebracht ist , gekräht ,  so wie Luciano Pavarotti in seiner besten Zeit . Seine  beiden Hühner haben kurz zufrieden gegackert. Alle drei sind übrigens schneeweiß.

Danach ging es weiter, flach , schnell und heiß , auf leerer Nebenstraße in die Region Burgos über Harremelluri -Tomantos bis Belorado ( 770m ) . Wir fanden eine sehr nette Pension  , die  Räder wurden separat untergebracht .

Strecke : 59,3km  -  14,0km/h  -  4h13min  -  ca. 450m
  

Freitag , 19.09.03

Belorado ( 770m )  verlassen wir bei wieder  sehr angenehmen Radlerwetter und fahren auf einsamen Nebenstraßen über weites , welliges  Land , zwischen Stoppelfeldern so weit das Auge reicht und entlang dem Rio Oca - wir passieren Villalomez - Villamondar - Cerraton de Juarros (820m ) und kommen über Barrios de Colina nach San Juan de Ortega ( 1000m)  am Rande der Montes de Oca mit seiner imposanten Klosterkirche und dem bekannten  Refugio  . Bis Burgos  (160.000 Ew. - 860m - am Rio Arlanzon ) sind es noch 20km , die wir schnell auf der linken Backe absitzen  - wir finden ein kleines Hotel , etwas vorschnell, und genießen ausgiebig  die Stadt .Wir radeln unter dem Laubdach des langen Paseo , besichtigen die alles überragende Kathedrale und landen hoch über der Stadt auf dem Castello . Von da oben hat man eine herrliche Aussicht auf die Meseta , die wir die folgenden zwei Tage durchqueren wollen .Wir sind in der Region Castillien - Leon .

Strecke :  60km  -  15,5km/h  -  3h51min  -  ca. 450m    

Umständlich, so wie ältere Junggesellen auf einer Hochzeitsfeier , wechselten wir abends in der Nähe der Plaza Mayor dreimal den  Tisch , um für das  cenar  in den Windschatten zu gelangen . Dabei gerieten wir gefährlich nahe an den Nebentisch. Drei honorige Damen hatten gerade das Feuer auf ihre nicht anwesende Freundin eröffnet. Ihre  Worte fetzten uns nur so um die Ohren.
 

Samstag , 20.09.03

Wir haben Glück. Offensichtlich haben die Spanier samstags und sonntags keine Lust zum Autofahren, die Straßen gehören uns . Ab Villabilla de Burgos wird es sehr einsam und fast wüstenhaft. Kurz vor Castrojeriz besuchen wir das Kloster San Anton . Eine spanische Pilgerin hat mir ihre eiskalte Dose mit Fanta   angeboten und mich so lange zum Trinken

aufgefordert, bis die Dose  fast leer war. Muchas gracias!  Schnell sind wir in Castrojeriz , dem Ort auf dem Hügel mit dem Castello auf der Kuppe , und gönnen uns ein  köstliches Radlergericht , espaguetis .

Danach  geht es flott über die uralte Brücke am  Rio Pisugera . In Boadilla del Camino begeben wir uns zur gotischen Gerichtssäule. Nach der Verurteilung wurden die Bösen , wie damals in ganz Europa üblich , an die Säule gebunden und für Beschimpfungen und mehr freigegeben .Wir wurden nicht beschimpft !  Gegenüber der Säule gibt es ein wirklich hübsches, angenehmes Refugio mit interessanten Skulpturen im Innenhof  .

Schnell nehmen wir nochmals Dampf auf und rollen nach Fromista . Dabei überqueren wir,   ganz wichtig, den Canal de Castilla mit seinen  Schleusenanlagen . Diese erinnern uns   an unseren  " alten Kanal ".  Jeder Kanal in der Meseta führte Wasser satt, erstaunlich! In Fromista  beziehen wir Quartier in einer kleinen Pension, welche von zwei Damen geführt

wird, die auch sehr gut kochen können. Vor dem Essen gab es Kultur satt, wir waren lange in der romanischen Kirche San Martin ( 11Jh.) .

Strecke  :   86,4km  -  15,3km/h  -  5h40min  -  ca.200m
 

Sonntag , 21.09.03                            

Wieder auf leeren Straßen geht es gegen den Wind durch die Meseta über Carrion de los Condes. In der Ferne sieht man die Picos de Europa, schneebedeckt . Es wird immer eintöniger und windiger .Zeitweise  fahren wir den " belgischen Kreisel ". Wir überqueren   mehrfach den Rio Cueza. Dann rüber nach Ledigos  und zur Brotzeit nach San Nicolas . Später , in Sahagun  , haben wir zwischen einer Busgesellschaft gläubiger Österreicher  etwas gegessen und fuhren weiter noch einsamer und immer gegen den Wind über Gordaliza del Pino - Vallecillo - Castrotierra - Grajalejo  bis Mansilla de las Mulas  am Rio Elsa .

Hier fanden wir erstmals kein Quartier. Im  Oficina de Turismo war trotz fortgeschrittener Stunde eine hübsche, freundliche Angestellte bereit  uns weiter zu vermitteln .

Wir haben also blind gebucht und fuhren durch bis Puente Villarente  = Rentnerdorf? Quatsch . Schon während der Fahrt über die Brücke des Rio Porma sah ich das Hostal "Delfin Verde ". Zuerst fiel mir das lindgrün gestrichene, leere und mit Unrat gefüllte  Betonschwimmbad aus den 50er Jahren auf. Auch der übrige Bau zeigte sich im verwaschenem Grün. Es gab einen Zapfhahn zum Tanken und einen Hahn für die Hennen. 

Dann kam die  junge, korpulente Wirtin und  führte uns über den Hinterhof in eine Art Tiefgarage zum Parken unserer Räder . Dabei wurde das ganze Chaos erst sichtbar. Solche Bilder kennt  man sonst eigentlich nur aus der Berichterstattung über Flutkatastrophen. Nichts lag dort wo es hingehörte. Wir tauften das Hostal " Ground Zero „ . 

Am Eingang stand geschrieben - menü del dia  - 6.61 Euro!! Wir haben hervorragend gegessen. Nach dem Salat mit Schinken gab es je zwei Forellen und natürliche den üblichen Wein. Der erste Eindruck ist also nicht immer der richtige. Zufrieden gingen wir in unsere sauberen Betten und legten uns aufs Ohr.

Strecke  :  118km  -  16,4km/h  -  7h11min  -  ca.250m
 
 

Montag , 22.09.03

Heute ist Leon angesagt  Wir fahren auf dem Seitenstreifen der N601 das kurze Stück bis Leon  ( 130.000Ew. - 820m - am Rio Bernesga )  und bewundern bald darauf den Palast de los Guzman  ,  die Casa de Botines mit seinem davor sitzenden Erbauer Gaudi , Franz setzte

sich neben ihn als "Gaudi der Jüngere" .Wir sind überwältigt von der Kathedrale und besichtigen San Isidor.  Auffällig ist auch die elegante  Avenida de Ordono, die Einkaufsmeile . Kurz nach Mittag verlassen wir die "Schöne ".

Vorher hat  uns ein ehemaliger Erlanger, welcher mit  "Terranova ", einem Reiseunternehmen für Radtouristk   unterwegs war , Stoibers  Kantersieg mitgeteilt . In den spanischen Zeitungen las ich  - Stoiber zerstört Schröder  . Die Radler haben wir nie radeln sehen, nur die Räder auf dem Anhänger .

Zunächst geht es durch ein häßliches Industrieviertel hoch nach La Virgen del Camino , dann gegen den Wind durch die Steppe auf dem Seitenstreifen der N120 über Villadangos del Paramo - nach Hospital de Obrigo . Weiter  immer bergauf - bergab auf stilleren Wegen bis Astorga . Die Landschaft hat sich gewandelt . Wir sehen in der Ferne die Bergkette , über die wir rüber müssen .  

In Astorga , einer sehr schönen Stadt  ( 14.000 Ew. - 870m - Bischofspalast von Gaudi )  haben wir das übliche Glück mit dem Quartier . Ein junger Kellner spricht uns an und wir übernachten in einem Hostal , dessen Boss aussieht wie Placido Domingo . Nachdem ich ihm dies sagte, hat er uns zu unserem cerveca gleich noch köstliche Oliven und salzige Nüsse hingestellt .

Interessant war  es dort auch am nächsten Morgen in der Bar , beim  desayuno .Wie üblich in Spanien gehen die Berufstätigen vor der Arbeit für einen cafe con leche oder ähnliches in die Bar . Alle stehen sie rauchend an der Theke , plaudern ruhig oder schauen in den stets laufenden Fernseher .

Der Künstler hinter der Theke hat alles im Griff und bedient 10 bis 15 Personen gleichzeitig.  Der Raum ist vom Geräusch der fliegenden Unterteller und darauf absitzenden Tassen erfüllt. Zeitgleich  entnimmt er der kochenden Kaffeemaschine das braune Gesöff und schäumt  die Milch auf .

Nebenbei kassiert er und nimmt Bestellungen an . Dabei  hebt er eine Augenbraue etwa um  0,7mm  und bestätigt  damit die Order . Deutschen Gemütern ist das  nicht ganz geheuer . Sie haken nach . Mit unbewegter Mine rast der camarero an seiner Theke entlang und nimmt die  Einsprüche nicht zur Kenntnis. Jeder erhält seinen   cafe con leche  genau in der Reihenfolge der Bestellung , nicht früher und nicht später .   

Strecke  :  67,3km  -  13km/h  -  5h11min  - ca. 250m
 

Dienstag , 23.09.03

Die erste größere Bergetappe steht uns bevor. Zunächst besuchen wir Castrillo , ein ursprüngliches , unverdorbenes Dorf mit uralten, durchwegs braungelben Steinhäusern und welligen , gepflasterten Gassen . Bis auf eine alte Frau mit ihrem alten Hund war das Dorf menschenleer .

Dann geht es erst mal gemütlich auf leerer Strecke  ca. 15km von 880m auf 1000m bis El Ganso . Nicht eine einzige Gans ließ sich sehen! Danach weitere 15km aufwärts durch eine herrliche Landschaft über Rabanal , Foncebadon zum Cruz de Hierro oder Ferro ,(ist das gleiche, heißt  = Eisen ) dem mit 1504m höchsten Punkt des camino .Es ist ein krummer Baumstamm an dessen Ende ein eisernes Kreuz angebracht wurde .Diese eindrucksvolle Etappe war  nicht so schwer wie gedacht und  gut machbar .

Am Kreuz legen wir natürlich, wie unzählige Pilger  vor uns , die mitgebrachten kleinen Steine ab und genießen den Augenblick . Nach einer herzhaften Brotzeit bei grandioser Aussicht  radeln wir durch das  Hochland  endlos abwärts bis Molinaseca am Riego des Ambros.    Dabei durchfahren und durchschreiten wir einsame , verfallene Weiler oder auch die halb verlassenen  , mittelalterlichen Dörfer wie Manjarin .

Dort habe ich eine ältere Frau beobachtet wie sie direkt neben dem Misthaufen weißes Zeug gewaschen hat. Ein Zipfel hing schon wieder auf dem Mist und war reif  für den zweiten Waschgang .

 Unser nächstes Ziel, Ponferrada , erreichen wir am frühen Nachmittag . Hier beeindruckte uns die Templerburg  mit ihrer mächtigen Fassade. Die Stadt selbst ist weniger schön und

daher rollen wir durch bis in das hübsche Villafranca del Bierzo ( 505m) mit den eindrucksvollen Kirchenbauten . 

Erneut finden wir eine kleine, saubere Pension und nach dem üblichen Stadtbummel essen wir auf der Plaza unser gutes menü del dia .

 Stecke  :  81km  -  13km/h  -  6h12min  -  ca. 750m
 

Mittwoch , 24.09.03

Heut wird es um einiges härter. Durch das enge Tal des Rio Valcarcel  auf der wenig befahrenen  N-VI geht es nach 15km bei La Portela unter der Autobahn durch und dann hinauf Ruitelan ( 690m ) . Die Landschaft ist wunderschön , die Steigung weniger .

Kurz hinter Ruitelan sehen wir Bauern , wie sie mit einem Kuhgespann , welches eine Art Pflug hinter sich herzieht , die Kartoffeln ausbuddeln . Ein harter Job .

Weiter geht es immer bergan über Herrerias ,  Pedrafita de Cebreiro ( 1109m ) und plötzlich auch noch gegen eine Windwand hinein nach Galicien  , hoch nach Cebreiro (1293m ) . Wir haben eine herrliche Sicht über die umliegenden Bergketten. Wir besuchen das Dorf mit den kleinen , elyptischen ,  strohgedeckten    Rundhäusern , den palozzas . In der  schlichten Kirche aus dem Jahre 1450 finden wir Zeit für eine Weile besinnlichen Nachdenkens . Auf die Frage nach dem Alter der Rundhäuser antwortet der Bauer " mas de mil anos " .

Wir setzen unsere Fahrt fort, überwinden noch einige Steigungen und halten nach ca. 5km am Alto San Roque,  einem mächtigen Pilgerdenkmal . Es folgt die  Nahrungsaufnahme mit Sättigungsbeilage. Wir sind noch nicht über den Berg und müssen daher erst mal weitere 120m hoch zum Porto de Poio ( 1335m ) und dann wellig bis Fonfria .

Danach geht es steil runter bis Tricastela (660m)  .Wellig und immer flacher läuft es bis Samos.  Hier beeindruckt die weitläufige Anlage San Julian de Samos aus dem 7.Jh. sowie das Refugio mit seinen zahllosen Stockbetten .

Unser Ziel ist Sarria (440m) ,  welches wir nach einer Bergauf - Bergabfahrt am späten Nachmittag erreichen . Es ist keine hübsche Stadt  Dafür übernachten wir aber in einem sehr guten Hostal - La Roma - für wenig Geld . Das  Abendessen war entsprechend gut, nach

Meinung des ministro de la cena y vino  sogar sehr gut . Nach der vermeintlichen Königsetappe haben wir gegen 22Uhr  unsere Kojen aufgesucht .

Strecke  :  81,4km  -  12,8km/h  -  6h21min  -  ca. 1200m
 

Donnerstag , 25.09.03

In Erwartung einer normalen Etappe verlassen wir Sarria ( 440m )  recht mutig  auf der C535. Es kommt eine ewig lange Steigung, welche  durch das Weideland nach Paradela    (610m ) , führt.  Das war schon das erste Kennenlernen mit dem heutigen Streckenverlauf . Hinter Castro geht es 4km rasant bergab durch ein kaltes Wolkenband  zum fast leeren Stausee am Rio Mino bei Portomarin .Wir schnattern vor Kälte und haben einen cafe con leche verdient .

Der alte Ort Portomarin verschwand 1960 in den Fluten des aufgestauten Rio Mino. Die Kirche San  Nicolas  wurde damals abgetragen und 50m höher wieder aufgebaut . Der Rest

des Ortes versank im Stausee, was heute noch von den Einwohnern beklagt wird . Die alte Brücke lugt traurig aus dem Stausee .

Weiter ging es , wieder auf einer langgezogenen Steigung ,  in die Heidelandschaft der Sierra Ligonde . Zahllose Hügel gilt es zu überwinden bis man über Toxibo , Hospital de la Cruz . nach Palas de Rei  kommt .

Auf der N547  geht es  durch knorrige Wälder und weite Felder  sehr wellig auf und ab .Die Straße ist angenehm leer . Ab Melide  fahren wir autofrei  über einen Buckel nach dem anderen nach  San Martino , San Miguel und letztlich nach  Arzua ( 390m ) . 

Diese Etappe hat uns etwas mehr abverlangt als die beiden vorhergehenden. Also war dies  die eigentliche Königsetappe?

Eine neu erbaute  Pension nimmt uns auf und wir fallen nach einem guten, preiswerten Essen ins Bett .    

Strecke  :  79km  -  12,7km/h  -  6h13min  -  ca. 750m
 

Freitag , 26.09.03

Zäh bergauf - bergab radeln wir genußvoll durch schattige Wälder und einsame Dörfer im Herzen Galiciens . Es geht auf der Nebenstraße LC 240 über Oca de Arriba , Touro , Bama bis Amenal  . Weiter , nun verkehrsreich nach Lavacolla . Aber nur ein kurzes Stück .  Auf dem geteerten Pilgerweg war es dann nur noch ein Katzensprung bis zum Monte del  Gozo  , dem Berg der Freude . Bei uns war sie gedämpft . Das moderne , gigantische Denkmal erinnert an den Besuch von Johannes Paul II im Jahre 1989 und gefällt mir gar nicht .  Hier hat es uns nicht lang gehalten

Wir sind neugierig auf unser Endziel und  fahren auf der häßlichen N634 die paar Kilometer bis an den Stadtrand von Santiago de Compostela  und sind  bald danach an unserem Endziel,  der gewaltigen Kathedrale , gesund und munter  angelangt . Ein imposanter Anblick und ein schönes Gefühl !!

Strecke  :  47km  -  13km/h  -  3h38min  -  ca.200m

 

Wir hatten eine sehr schöne, interessante , vom Wetter begünstigte Tour hinter uns . Für die Strecke von  925km  haben wir insgesamt  68h auf dem Rad gesessen .  Durchschnittlich sind wir 13,6km/h gefahren. Bergauf mußten wir  etwa  6100 Höhenmeter strampeln.

 

Vor der Kathedrale bot uns eine Spanierin ein Zimmer in ihrer naheliegenden Pension an . Kurz entschlossen bezogen wir dort Quartier , nicht weit vom Pilgerbüro entfernt .Dort zeigten  wir  später unseren Credencial del Peregrino mit den vielen Stempeln vor und erhielten eine Art Urkunde in welcher  unsere Pilgerreise beglaubigt wurde.

Zwischenzeitlich hatten wir unsere" Bude " im zweiten Stock bezogen .Über steile, enge Treppen ging es hinauf , so wie es halt in uralten Altstadthäusern ist . Die Räder wurden in

der kleinen Küche zwischen dem Herd und der Waschmaschine abgestellt. Bad und Toilette lagen auf dem Flur und wurden auch von den übrigen Etagengästen benützt . Durch unser strategisch fein abgestimmtes Vorgehen hatten wir damit kein Problem und konnten so nacheinander duschen .

Die Betten machten auf den ersten Blick einen normalen Eindruck. Später , während der Nacht  , strömten  verwirrende Gerüche aus den Matratzen , welche sicherlich schon zwischen dem 11.und 12. Jh. eingebracht wurden .

Es roch nach Weihrauch und Knoblauch , nach Essig  und  natürlich nach Schafskäse . Der scharfe Dampf von mittelalterlichem   Pilgerschweiß  gewann nach und nach die Oberhand .

Gleichzeitig drang ständig  Lärm aus der engen Gasse in unsere Kemenate. Franz hat  daher in dieser Nacht nicht lang  geschlafen . Wir sind gerne und zügig ausgezogen .  

 Am Vortag hatten wir uns natürlich lang und ausgiebig mit Santiago und seiner Kathedrale befaßt . In die blanken  Ausbuchtungen der Mittelsäule des Gnadentores legten wir , wie alle Peregrinos, unsere Hand und Finger  , neigten die Stirn vor dem Erbauer der Kathedrale und umarmten Jakobus auf dem Hauptaltar . Eine schottische Pilgergruppe sang derweil fröhlich Kirchenlieder .

Wir sind über die Plazas geschlendert und haben die " Freßgasse ", die calle  Obispo Gelmirez ,  nach einem  geeigneten  ristorante für das cenar  abgesucht .

Zwischendurch hatten wir unser Auto für die Rückreise bestellt. Im Hospital Real , einem wahrhaft königlichem Parador ,  gibt es ein kleines der Büro von Atesa , dem Autoverleiher . Wir erwischten einen " xsara " von Citroen .

Bei der Besichtigung des kleinen Wagens war klar , daß hohe Anforderungen an uns beim Verstauen  unserer Räder und des Gepäcks gestellt  würden . Es gab keinen Dachträger für unsere Drahtesel, sie mußten daher demontiert werden . Wir haben schließlich alles und auch uns regelrecht " verstaut  .   

 

Samstag , 27.09.03

Wie immer übernahm Franz das Steuer und fuhr mit uns nach La Coruna . ( 235.000 Ew.) Wir fanden schnell einen Parkplatz an der Playa del Orzan  , direkt am Atlantik gegenüber den Frachtkränen und Schiffen . Im Oficina de Turismo wurden wir von freundlichen jungen Damen mit Pralinen empfangen , erstaunlich .

Die verglasten Häuserfronten , die miradores, geben der Stadt ihren Beinamen , "Cuidad de Cristal ". Durch eine lebhafte Fußgängerzone mit eleganten Geschäften kommt man zur Plaza de Maria Pita  mit dem imposanten Rathaus .

Nach dem Essen endete unser Rundgang in der Tienda de Deportivo la Corunia . Franz hat dort ein Trikot gekauft. Beim nächsten Kick gegen die Siemens Gruftis wird er damit auflaufen!!

Natürlich haben wir auch noch den Torre de Hercules , einen Leuchturm aus der Römerzeit, besucht .

Wir verlassen La Coruna und fahren auf der später leeren Autobahn über Lugo , Ponferrada,  Astorga . Gelegentlich sehen wir unsere Radlerpiste . Kurz hinter Leon suchen wir  in Mansilla de las Mulas  eine Bleibe. Wie schon eine gute Woche zuvor haben wir erneut kein

Glück und übernachten deshalb in Osorno .  Den ganzen Nachmittag fuhren wir durch eine grandiose Landschaft . Das Quartier ist gut .

 

Sonntag  , 28.09.03

Zunächst auf der Autobahn ging es über Burgos und dann auf Nebenstraßen nach Santo Domingo de Silos (1000m )  . Das Benediktinerkloster aus dem 10.Jh.  eine romanische Anlage , beeindruckte  uns sehr . Die Mönche traten tropfenweise in das Chorgestühl und sangen ruhig, fast monoton zur Vesper .

Nach einem Rundgang mit Broteinkauf und anschließendem Verzehr ging es weiter nach Soria, einer alten Kleinstadt an der Grenze zur Region Aragon .

Danach fahren wir in die am dünnsten besiedelte Region Spaniens . Nach der Überquerung des Duero  geht es in die Bergwelt mit dem Puerto de Madero ( 1140m) , und einsam weiter durch enge , steile  Schluchten . Wir sehen jetzt wieder häufig Gänsegeier , aber auch ein großer Schwarm  Felsenschwalben hängt über uns in der  Wand .

Bei Tuleda öffnet sich plötzlich das Tal und wir haben eine herrliche Sicht in das weite , unter uns liegende  Becken , Las Cinco Villas  . Wolfgang und Franz sichten Beutegut, zupfen daher alles mögliche Unkraut vom Wegesrand  und stopfen es in den überfüllten Wagen. In der Folge  bin ich daher auf meiner Strafbank  von betörenden Düften umgeben .

Die Sierra de San Juan de la Peña , ein weiterer Gebirgszug und auch zugleich unser heutiges Endziel , sticht am Rande des Becken aus der Ebene hervor .Steht man in Los Mallos vor der riesigen  , senkrechten Wand , kann man sich nicht vorstellen , daß es da irgendwo auch durchgeht . Wir fahren am späten Nachmittag in die enge Schlucht mit ihren zahllosen Kurven und steigen im Abendlicht immer höher bis zum Felsenkloster  San Juan de La Pena (10.Jh. - ca, 1030m ) , der wichtigsten Bastion des christlichen Widerstandes gegen die Mauren .

Unten in Jaca bekamen wir wieder unser Zimmer 113 im " Ramiro I " .Den Leihwagen haben wir zügig entladen , die Räder wieder montiert .  Alles ging ruck- zuck . Der brave Mazda stand unversehrt in der engen Gasse und wartete sehnsüchtig auf uns .

 

Montag , 29.09.03

Am Morgen ging es im Konvoi zum Flughafen Pamplona. Dabei konnten wir auf der Strecke unseren ersten Radltag gut nachvollziehen. Überraschung beim Autoverleiher , wir bekamen mehr Geld zurück als gedacht .

Über Roncesvalles ging die Fahrt hoch zum Ibaneta Paß (1030m) mit seinem Rolandsdenkmal . Die lange Abfahrt nach Saint Jean Pied de Port geht wieder durch eine Almlandschaft . Da fällt mir der Schafskäse ein , den wir bei der Anfahrt zur Paßhöhe noch in Spanien gebunkert hatten .

Unser Etappenziel Lourdes war voll von Hilfe suchender Menschen . Ich hoffe für sie, daß ihre Gebete erhört werden .  Wir gehen zur Grotte, aber auch zur Hauptkirche und den Kapellen . Verläßt man dieses Terrain , betritt man ohne Übergang die " Drosselgasse "  . Ein Laden am anderen , eine Würstchenbude neben der anderen und Hotels aller Kategorien .

Wir haben uns schnell abgesetzt und am Stadtrand von Tarbes das übliche Etap Dreibettzimmer bezogen. Erneut hat Franz beim Aufstieg in das Etagenbett seine katzenhafte Geschmeidigkeit bewiesen.

 

Dienstag , 30.09.03

Weiter auf der Autobahn fuhren wir über Toulouse, an Carcassonne und Narbonne vorbei nach Nimes , Lyon bis Montbeliard , natürlich zum Etap Container .

 

Mittwoch , 01.10.03

Heute geht es nach Hause. Es läuft trotz starkem Verkehr gut bis Würzburg / Kist . Bei Stillstand im Stau hat sich aber plötzlich der Kühler wieder gemeldet, er mußte Wasser lassen, wieder nach ca .1700km, wie schon in Jaca .  Das vorsorgliche  Mitnehmen von Wasser hat sich jetzt gelohnt. Es kommt wahrscheinlich nicht allzu oft vor, daß Hotelwasser aus dem spanischen Jaca in der Gegend von Kist zur erfolgreiche Heimfahrt beiträgt . Gegen 16Uhr waren wir gesund und zufrieden wieder bei unseren Familien

 

Noch ein Wort zum Teamgeist ,  er war einfach bestens . Alle drei waren wir gut drauf. Jeder hat seinen Beitrag zum Gelingen der tollen Tour geliefert .

Franz fuhr uns wie auf Schienen durch Frankreich, Spanien und zurück . Er übernahm auch die Aufgabe des Bildberichterstatters mit großem Einsatz und bestem Erfolg .

Wolfgang hatte unsere Kasse voll im Griff und ließ sich auch nicht zu übertriebenen Trinkgeldern hinreißen. Seine Hüfte hat selten geklappert ! 

Ich möchte mich bei beiden für diese schöne Tour bedanken .    Ich habe fertig

Bruno - im Oktober 2003, in  Erlangen  daselbst .

Dieser Bericht wurde auf  abhörsicherem Papier geschrieben !!!!! 

     

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