Wanderung am 5. Januar 2022 - Wanderstrecke fast 8,5 km
Dabei waren: |
Ein Stadtspaziergang in Nürnberg vom Hauptbahnhof über den Plärrer zum Rochusfriedhof, durch die Ludwigstraße/ Obere Wörthstraße, Unschlittplatz und Trödelmarkt zu Sebalduskirche und weiter zur Burg, zurück über den Hauptmarkt, vorbei an der Lorenzkirche zum Bahnhof. Mit Beiträgen zu Frauentormauer, Rochusfriedhof, Jakobskirche, Unschlittplatz, Scharfrichtern und Sebalduskirche. (Wir orientierten uns
(auch im folgenden Text) an
Beiträgen der
"Nürnberger Zeitung", bzw. der "Altstadtfreunde".
Sockis können diese
Beiträge
(und noch weitere) mit Passwort von der
Socki-Cloud runterladen). Von dort führte uns Günter
voller Tatendrang Richtung Handwerkerhof/
Königstor. Günter hatte die Führung für den
ersten Part, der "Frauentormauer",
übernommen und sich
hervorragend vorbereitet! Nachdem wir das Puzzle
zusammengesetzt hatten gingen wir ein Stück auf
der der Stadt zugewandten Seite der
mittelalterlichen Stadtmauer entlang und
durchquerten
die Mauer beim nächstliegenden Durchgang zum
sogenannten Zwinger. Günter klärte auf: "als
Zwinger wird der Bereich zwischen Graben und
Mauer bezeichnet". Im ersten Teil des Zwingers
wurde 2004 ein Skulpturengarten als "Ort
heiterer Kunstbetrachtung" eingerichtet. Wir
erfreuten uns an den Skulpturen und an altem
Baumbestand, am meisten aber über die uns jetzt
wärmende Sonne. An der Kartäusergasse nur
ein kurzer Blick in Richtung "Straße der
Menschenrechte", deren Säulen aber, genauso wie
der "Gedenkort für die Opfer der
Corona-Pandemie" und das neue "Museum für Kunst & Design" nicht in
unsere mittelalterliche Gedankenwelt passten.
Sie sind sicher einen eigenen Besuch wert.. Weiter geht es im Zwinger
Richtung Färbertor, das auch kein Tor mehr ist,
sondern, 1848 erbaut, 1891 abgerissen wurde,
weil "historisch und ästhetisch gleich wertlos
und dem Verkehr hinderlich". (Jemand berichtete
hinter vorgehaltener Hand, die grüne
Stadtratsfraktion unterstütze Greta Thunbergs
Vorschlag, das Tor in originaler Breite wieder
zu errichten. Aber Vorsicht: das könnte ein
Gerücht sein). > Der Altstadtfreund führt
seine Gäste weiter durch den Zwinger vor der
Mauer. Wir erlauben uns einen
(nicht wörtlich zu nehmenden) Abstecher
"hinter die Mauer". Denn es interessierte
uns schon, ob es Herren gibt, die bei den geltenden
Abstandsregeln von immerhin 1,5 m, in der Lage
sind, den Damen die Stange zu halten (lt. wiktionary: "jemandem treu bleiben"). >> Die Geschichte der
Jakobskirche (Link)
beginnt bereits Anfang des 13. Jh. mit einer
Stiftung durch Otto IV. an den Deutsch Orden,
der auch hier schnell an Bedeutung gewann. Die
Deutschordensritter (Der Ritterstand musste
nachgewiesen werden) verehrten als Kämpfer für
den christlichen Glauben, den Apostel Jakob
(erstberufener Jünger, Bruder von Johannes) auch
wg. seiner Namensverwandtschaft zum wohl nur in
Legenden aus dem 9.-12. Jh. existierenden
Kämpfer gegen die Mauren (Mohrentöter). Nach
der Niederlage bei Tannenberg musste der Orden,
auch weil die Stadt keinen mächtigen
Konkurrenten duldete, seinen Besitz innerhalb
der Stadt (die Jakobskirche und St. Elisabeth
gehörten nicht dazu) an die Stadt verkaufen.
Auch die Reformation erschütterte den
Deutschorden und die Kirche musste den
Protestanten geöffnet werden. Dem Orden war es
weiterhin gestattet, bei geschlossenen Türen
katholische Gottesdienset zu halten. St. Jakob blieb bis zur Säkularisierung eine katholische
Enklave in der protestantischen Reichsstadt. Die
Kirche wurde im WK II stark zerstört, die
Kunstwerke konnten in Sicherheit
gebracht werden. Heute ist sie eine von Pilgern
gern besuchte Gebetsstätte. >> Nach so vielen weltlichen und geistlichen Genüssen brauchten wir eine Pause und der Magen eine Stärkung. Was liegt in Nürnberg näher als nach einer Bratwurstküche Ausschau zu halten. Und genau die fanden wir gleich um die Ecke. Eine gemütliche alte Nürnberger Kneipe, in der sich unsere Gruppe wohl fühlte und, wir wurden gut bewirtet. Nach der Einkehr ging es wieder zum Färbertor, von wo aus wir jetzt die jugendfrei Strecke durch den Zwinger nahmen, also "vor der Mauer" zum Plärrer und ein bisschen durch Anatol (früher Gostenhof) liefen. >> Am Rochusfriedhof lief Henry, der sich heute kaum um die Streckenführung kümmern musste, zur Hochform auf. Pit, der sich ebenfalls vorbereitet hatte, kam kaum zu Wort, lieferte dafür aber umso schönere Bilder. Gleich zu Anfang lernten wir, dass sich hier die Grabmäler von Johann Pachelbel (Komponist, Barock), Peter Vischer d. Ä. (1455-1529, Sebaldusgrab) und Franz Schmidt (Scharfrichter, von dem wir später, am Henkersteg, noch mehr erfahren werden), befinden. Natürlich wollten sich alle sofort auf die Suche machen, doch Henry stellte mit eindringlichen Worten klar, dass zuerst der geschichtliche Teil an der Reihe ist: Der kirchliche Friedhof mit historischen und künstlerisch wertvollen Bronzeepitaphien sowie kulturgeschichtlich bedeutsamen liegenden (genormten) Grabsteinen und Grablegen dient der Nürnberger Bevölkerung seit mehr als fünf Jahrhunderten als Begräbnisort. Er ist noch in Betrieb und steht unter Denkmalschutz. Die Rochuskapelle auf dem Friedhof stammt von Hans Beheim dem Älteren, dem genialen Architekten, der wohl wie kein anderer um 1500 das Stadtbild geprägt hat (~1455-1538, nicht verwandt mit Martin Behaim) 2014 kam es zu Grabschändungen. Kunsthistorisch einzigartige, bis zu 500 Jahre alte Epitaphien wurden von Altmetall-Dieben von den Gräbern gerissen. Ein Erlös von 67 € stand einem Schaden von 350.000 € gegenüber, vom immateriellen Verlust gar nicht zu reden. Aus hygienischen Gründen veranlasste Kaiser Maximilian I. als Stadtherr, dass, ab 1518 in Pestzeiten, ab 1540 gar kein Begräbnis mehr innerhalb der Stadtmauern stattfinden durfte. Für die Sebalder Bürger erfuhr der Johannisfriedhof eine Erweiterung, Für die Pfarrei St. Lorenz wurde 1519 der Rochusfriedhof geweiht. An den von der Stadt gepflegten Gräbern von Pachelbel und Vischer ist ein Hinweisschild angebracht. Zum Grab des Henkers haben wir keinen Hinweis gefunden - schade. Wäre doch gerade dieses zu finden eine Motivation, nicht nur jüngere Generationen für die Geschichte Nürnbergs zu interessieren. > Weiter ging es über den
(besser unter dem) Plärrer zum Ludwigstor, neben
dem, wie sollte es anders sein, rechterhand der
Spittlertor-Turm steht und linkerhand am
Ludwigstor beginnend (wie könnte es anders
sein:) die Spittlertor-Mauer. Über den Ludwigs- und
Josephsplatz ging es in die Hintere Ledergasse.
Auch hier wieder Erinnerungen: Als Udos Freund
Peter mit 18 Jahren seinen Führerschein frisch
in den Händen hielt, wollte er Vaters neuen
Mercedes am sehr engen Parkplatz des Eckhauses
2-4 rückwärts einparken. Ein kleines Mädchen,
vielleicht 5 Jahre alt, stellte sich hilfsbereit
mit Blick auf Auto und Hauswand und dirigierte:
noch ein Stück und noch ein Stück und ... als es
knirschte: "so, etz bist dran". >> Am Unschlittplatz waren die Mannis an der Reihe. ManniKa ergriff zuerst das Wort und zitierte aus seinen Unterlagen, während ManniKe sich auf sein Wissen verließ, das er sich in den 60er Jahren als Bewohner der Gesellenherberge auf der Burg angeeignet hatte: Zuerst erfuhren wir, dass Unschlitt tierisches, zur gewerblichen Verwendung (besonders zur Kerzenherstellung) bestimmtes Fett, Talg, auch Innereien, Eingeweide, Kleingehacktes bedeutet; eigentlich alles nicht zum Essen Verwendbare vom Geschlachteten. Hier waren Seifensieder, Kerzenzieher, Gerber Färber zu Hause - und so roch es früher wohl auch. Als mittelalterliches
Baudenkmal-Ensemble gehört der Platz zu den
wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt. Das 55 m lange gewaltige Unschlitthaus (Beheim), links auf dem Weg zur Maxbrücke, diente ab 1490 als Kornspeicher. Seinen Namen bekam es, weil alle Metzger ihren Unschlitt hier im EG verkaufen mussten. An der Westfassade befindet sich seit 1377? der Hieserleinbrunnen, dessen geheimnisvolle Brunnenmaske sich im Germanischen Nationalmuseum befindet. Von der Maxbrücke nach links hat man einen schönen Blick zum Kettensteg, wir gehen nach rechts zum Henkersteg. An dessen nördlichem Ende hatte der Scharfrichter sein Domizil. Das Gebäude am südlichen Teil, in dem der Gehilfe, der sog. Löwe logierte, stürzte beim Hochwasser von 1595 in die Fluten und wurde nicht mehr errichtet. >> Am
Henkerhaus auf der anderen Seite des
Henkersteges berichtet Udo: Der am
Rochusfriedhof beigesetzte
Franz Schmidt (SZ
/
BR) berichtet in seinem über 45 Jahre
geführten Tagebuch, dass er, auch als Chef der
Folterknechte in den Lochgefängnissen, in ca. 40
Jahren fast 1000 Menschen "peinlich verhört",
also gefoltert oder verstümmelt und ca. 400
geköpft oder gehängt hat. Er war allerdings
alles andere als ein Sadist und setzte alles
daran, den Makel seines Berufes, den er nach
damaliger Tradition als Sohn eines
Scharfrichters annehmen musste, abzustreifen. Da
er durch sein Handwerk medizinisches Wissen
sammeln konnte, hat er zuerst nebenher auch als
Wundarzt gearbeitet und 1593 erwarb er
das Nürnberger Bürgerrecht. 1617
gab er seinen Dienst auf und arbeitete nur noch
als Arzt, 1624 sprach Kaiser Ferdinand II. ihn
"ehrlich", nachdem er in einem Brief um eine
förmliche Wiederherstellung der Familienehre
gebeten hatte. Sein Tagebuch ist eine
einzigartige Quelle der Rechts- und
Sozialgeschichte. >> Nach der schweren Kost dieser und weiterer vorgetragener Details brauchten alle eine Pause. So kam uns das Cafe am Trödelmarkt, gleich neben dem Henkerhaus, gerade recht. Nach einem Kaffee, Cappuccino, Streuselkuchen mit Pudding, Sahnetorte und Co. ging es uns wieder besser. Da wir noch einiges vorhatten, ging es weiter zur >> Sebalduskirche.
Udo führte durch die im 13. Jh. erbaute und nach
dem im 8. Jh. im Raum Nbg lebenden Einsiedler
benannte gotische
Kirche, in der aber auch romanische Bauteile
von einem im 12 Jh. dem Hlg. Petrus gewidmeten
Vorgängerbau zu finden sind. -Dann draußen in der Mitte der Nordwand das -"Brautportal" mit den -"Fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen" nach dem Gleichnis aus Matthäus 25. (in etwa: die Klugen bereiten sich vor, sind umsichtig und geduldig, die Törichten verplempern die Zeit, sind unachtsam und finden keinen Zutritt zum Hochzeitsfest). Fast an der Stirnseite -das Schreyer-Landauer-Epitaph von Adam Kraft (nördlich neben dem mittigen Kaiserfenster) und die sog -„Judensau“ (südl. davon, oben). > Nachdem nun das Interesse an Kunst und Kultur deutlich nachgelassen hatte, folgte noch ein Spaziergang an der Neutormauer entlang (die Weißgerbergasse hatten wir vergessen) über den Dürerplatz zur Burg, wo wir den herrlichen Blick über die Stadt genossen. Natürlich hat ManniKe uns die Hufabdrücke des Pferdes von Ritter Eppelein von Gailingen (Wissenswertes) gezeigt, sowie das Fenster seiner Kemenate. von dem aus er in jungen Jahren den Sprung in die Freiheit noch persönlich verfolgt hat (beschworen vom Fürst der Welt). Zurück ging es vorbei am
Rathaus und am Schönen Brunnen (Henry machte
einen weiten Bogen um den Ring - er ist unser
absoluter Kinder- und vor allem
Enkel-Spitzenreiter) über den Hauptmarkt, vorbei
an der Lorenzkirche "durch" das Königstor neben
dem Frauentor-Turm zum Bahnhof. |
Bilder: (vergrößern durch "Klick" auf das Bild mit der linken Maustaste) |
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das "Brautportal" mit den 5 törichten und den 5 klugen Jungfrauen sowie den 6 klugen Sockis |
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ActiveX-Steuerelemente und Plugins: - ActiveX-Steuerelemente initialisieren und
ausführen, die nicht als „sicher für Skripting“ markiert sind:
o "Bestätigen" reicht (dann wird man allerdings jedes Mal
gefragt)
Verschiedenes: - Lokalen Verzeichnispfad beim Hochladen von Dateien auf einen
Server einbeziehen: o "Aktivieren"
Das Wanderwetter in und um Erlangen |
(für andere Orte und für mehr Details (stündliche Vorhersage) an den einzelnen Tagen "More at Dark Sky" anklicken)
"Trau - schau - wem":
je näher die Zukunft
der Gegenwart kommt,
Für
Erlangen und Umgebung: der "Wetterochs",
auf den man sich, |
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