Von Eyrichshof über Lichtenstein bis nach Sesslach

                                                     „…über Rotenhahn zum roten Ochsen“

Datum:         12.  September 2007
Teilnehmer: Achim, Bruno, Conny, Heinz, Jörg, Pit, Rolf,  Udo, Wolfgang V

Eine Wanderung in vergangene Zeiten war heute angesagt und was auch noch außergewöhnlich ist, eine Streckenwanderung. Deshalb fuhren wir mit den Autos bis zum Endpunkt nach Sesslach und ließen uns mit einem kleinen Schulbus bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung nach Eyrichshof fahren.

Eyrichshof wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt. In diesem Iringerstorff stand wahrscheinlich ein Wirtschaftshof der nahen Burg Rotenhan, dem Stammsitz des gleichnamigen Adelsgeschlechtes. Nach der Zerstörung der Felsenburg durch die Truppen des Würzburger Bischofs im Jahr 1323 zog die Familie von Rotenhan zuerst nach Fischbach. Gegen 1330/40 dürfte der Hof in Eyrichshof befestigt worden sein und wurde wohl zur Wasserburg ausgebaut.
Die Stammburg über dem Dorf durfte nicht wieder aufgebaut werden (Vertrag von 1324).

Die erste Burg  wurde 1525 im Bauernkrieg stark zerstört und ab 1533 unter Verwendung hoher Schadenersatzsummen wieder aufgebaut. Bis etwa 1580 scheint dieser Wiederaufbau nur zögerlich vorangekommen zu sein. Erst unter Sebastian II. entstand die eindrucksvolle Renessainceanlage, die das Bild des Schlosses bis heute prägt. Allerdings wurden während der Barock größere Umbauten vorgenommen und 1735-46 ein neuer Nordflügel errichtet.
Die Wassergräben wurden im 18. und 19. Jahrhundert verfüllt.
1849/50 entstand der heutige „englische“ Schlosspark mit einigen Wirtschaftsgebäuden. Kurz vorher (1846/47) war das Schloss unter Julius I. von Rotenhan restauriert worden.

Wir bestaunten natürlich dieses imposante Bauwerk und machten uns dann aber auf den Weg zur Felsenburg Rotenhan. Erst durch den Ort, dann auf einem schmalen Pfad bis wir wieder die Straße nach Untermerzbach erreichten. Dann stehen wir auch schon vor der eindrucksvollen, märchenhaften Kulisse aus längst vergangener Zeit.

Die Burgruine ist eine der wenigen echten Felsburgen Deutschlands. Da die Anlage bereits im 14. Jahrhundert zerstört wurde, sind nur noch geringe Reste von aufgehendem Mauerwerk zu sehen.
Ihre Bedeutung erlangte die Burg vor allem wegen der ungewöhnlich weitgehenden Einbeziehung des natürlichen Felsuntergrundes in die Konstruktion. Fünf (ehemals möglicherweise nur vier) mächtige, eng beieinander stehende Sandsteinblöcke wurden durch Mauern verbunden.
Die Treppenanlage des Torgebäudes wurde komplett aus dem Sandstein herausgeschlagen. Auch die anderen Felsblöcke zeigen großflächige Abarbeitungen für Fundamentbänke und eine Tankzisterne. Im ehemaligen Burghof hat sich noch der gemauerte Brunnenschacht erhalten. Hangabwärts war der Felsburg offenbar eine geräumige Vorburg vorgelagert (Wallreste), bergseitig ist die Anlage hufeisenförmig von einem flachen Halsgraben umgeben. Hier haben sich auf dem Felsklotz die letzten Mauerreste aus großen, regelmäßigen Sandsteinquadern erhalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Wir stiefelten natürlich die einzelnen Blöcke ab und rätselten doch, wie die Burg seinerzeit mal ausgesehen hat. Phantasie war gefragt.

Nachdem wir genug Möglichkeiten erörtert hatten zogen wir uns aus der geheimnisvollen Burg wieder zurück und schritten nun zu unserem nächsten Etappenziel. Dazu mußten wir allerdings erst noch bergauf wandern und erreichten dann den Abzweig des Wanderweges. Eigentlich sind hier mehrere Wanderwege zusammen, also z.B. der Friedrich Rückertweg und der Burgenweg. Diesem schritten wir nun zügig weiter und hatten von der Höhe (ca. 420 m) einen wundervollen Überblick über die fränkische Landschaft. Von weither sahen wir immer die Türme von Kloster Banz herübergrüßen und später konnten wir auch noch die Veste Coburg sehen.

Nach kurzer Zeit verließ uns der Friedrich Rückertweg und wir folgtem weiter dem Burgenweg, überquerten die Straße von Lichtenstein nach Buch und von dort weiter bis Lichtenstein. Unterwegs hingen aber einige von uns in den  Bäumen, um die reifen Zwetschgen und Birnen zu futtern. So wie es aussieht, gibt es dieses Jahr wieder reichlich Obst aus heimischen Gefilden. Also keine Pink Lady aus dem fernen Neuseeland für € 1,99 von Aldi mehr. Wir bleiben unserem heimischen Obst treu!

Bald erreichten wir Ort und Burg Lichtenstein und waren schon mal auf die interessante Burg gespannt. 

1232 wurde die Burg Lichtenstein zusammen mit der Nachbarburg Altenstein erstmals urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich der Lichtenstein zu einer typischen Ganerbenburg. d. h. verschiedene Familienzweige und auch andere Familien besaßen Anteile und Wohnstätten auf der großen Burg. Die Befestigungen wurden - ebenso wie die der anderen würzburgischen und bambergischen Burgen der Hassberge - in der Hussitenzeit (um 1420/30) ausgebaut und für den Einsatz von Feuerwaffen eingerichtet.
Im Bauernkrieg 1525 wurde der nördliche Burgteil schwer beschädigt und verkam in der Folge zur Ruine. Die Südburg blieb weitgehend intakt und wurde in der Renaissance zum heutigen Umfang erweitert.
Die Burganlage präsentiert sich heute als Doppelburg, die gut erhaltene Südburg wird noch bewohnt, die Ruine der Nordburg kann gegen Eintritt an den Wochenenden besichtigt werden. An Stelle des ehemals vorhandenen dritten Ganerbensitzes erhebt sich seit der Barockzeit die Dorfkirche, ein vierter Ansitz liegt am Südwesteck der Ringmauer.
Lichtenstein und Rotenhan gelten in Esoterikkreisen als prähistorische Weltkulturplätze, vergleichbar etwa mit den Externsteinen oder Stonehenge.
Wer hätte das gedacht, was alles so in unserer unmittelbaren Nähe vorhanden ist. 
Das Baunachtal mit seinen Orten und Burgen oberhalb des Tales sind schon Schmuckstücke in der fränkischen Landschaft. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Doch nun war die Zeit für eine ausgiebige Rast gekommen und wir schritten schon etwas skeptisch zu der nahen und interessanten Gastwirtschaft an der Burg. Erwartungsgemäß öffnet sie aber erst ab 16.00 Uhr, so daß wir als echte Wanderer unseren Rucksack öffneten und die mitgebrachten Brote verputzten. Auch recht, somit ist die Vorfreude auf die Schlußeinkehr noch viel größer.

 

 

 

 

 

 


Wir verließen dann den kleinen und schönen Ort wieder und liefen in Richtung Heilgersdorf.
Erst über freies Feld, wieder bestückt mit Obstbäumen, dann absteigend durch einen für diese Gegend typischen Mischwald und wieder hinaus auf offenes Geläuf. Wir hatten Zeit, da unsere Verweilzeit in Lichtenstein sehr viel kürzer war als ursprünglich geplant und machten daher noch einen Abstecher nach Bischwind. Fein herausgeputzt kann man da nur sagen, vor jedem Haus eine Blütenpracht und alle Gebäude in einem sehr gepflegten Zustand. Das Kirchlein war verschlossen, aber der Schlüssel steckt und so konnten wir im Schlüsselumdrehen auch das Innere noch bewundern. Das soll so sein. Um Bischwind herum sind noch einige verfallene Keller zu sehen, aber laut Auskunft der einheimischen Bevölkerung sind einige auch nach wie vor in Gebrauch. Schließlich haben due Bauern auch dort Braurecht und das allseits beliebte Getränk muß ja irgendwo frisch gehalten werden.

Wir kehrten dann aber  auf unseren Höhenweg wieder zurück und folgtem diesem hinunter bis nach Heilgersdorf. Wir umrundeten den Ort erstmal, bevor wir zum Schloß gingen. Wir trafen auf eine sehr schöne barocke Anlage mit umliegenden Gehöften.

Die erste Burganlage lag inmitten eines Sees und soll auf eingerammten Holzpfählen errichtet worden sein (1361 erwähnt). Im Bauernkrieg (1525) plünderten die Aufständischen die Veste, die anschließend wieder instand gesetzt wurde. Eine erneute Zerstörung erfolgte während des 30-jährigen Krieges,  auch diese Schäden konnten beseitigt werden. 1687 ist von einem „adl Hauß, so die vordere Kemmeten genant wird" die Rede, das „wohl gebauet“ gewesen sein soll. Dieses Schloss musste jedoch bereits wenig später dem barocken Neubau weichen, der oft dem Würzburger Baumeister Joseph Greising zugeschrieben wird. Dieser Neubau dürfte 1704 vollendet gewesen sein.
Nachdem wir auch dieses schöne Schloss bewundert haten, war unser Ziel der Brauereigasthof Scharpf. Aber – oh weh – auch geschlossen, doch Heinz ließ seinen ganzen Charme sprühen und so bekamen die wackeren Wanderer doch noch ein Bierchen zur Erbauung.

Auch Heilgersdorf ist ein sehr schöner fränkischer Ort, sehr gepflegt und hat eine schöne Ortsansicht.

Wir verließen dann den Ort wieder in Richtung Rothenberg, schwenkten aber kurz dahinter auf den Feldweg nach Seßlach ab. Hier trafen wir auch wieder auf unsere Friedrich Rückertmarkierung. Und schon bald erreichten wir Sesslach über die schöne alte Brücke mit ihrem Nepomukdenkmal.
Kurz zu den Autos und Rucksack verpackt, aber dann sofort auf einen kleinen Stadtrundgang durch die völlig mittelalterliche kleine Stadt.

Unser Endziel aber war der bekannte Gasthof  „roter Ochse“ auf den wir uns nun schon den ganzen Tag gefreut hatten. Erwartungsgemäß wurden wir bestens versorgt und konnten so zufrieden und satt den Heimweg nach Erlangen wieder antreten.
(Die historischen Texte sind Wikipeda entnommen)

ca. 16 km

 

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