Donau-Auen – Marchegg – Burgenland

4. bis 12. Mai 2001

Der Chronist berichtet

 

Freitag, 4. Mai: Wir reisen an!

Alle Recken sind bereits am Bahnhof versammelt und begrüßen sich freudig. Halt, ein Neuer ist dabei. Willi! und der schleppt außer seinem Rucksack noch einen merkwürdigen Sack mit sich herum. Aber das Geheimnis lüften wir später. Unsere Züge sind natürlich pünktlich. In Nürnberg stößt Artur hinzu: Bei der Einfahrt in Regensburg geschieht das Unglaubliche. Hartmut steht mit einer tollen Brotzeit und griechischen Wein bereit. „Es lebe der Hartmut“. Auf der Fahrt durch Österreich schauten wir noch ein wenig wehmütig nach unseren ehemaligen Wanderzielen. In Wien blieb die Truppe sehr sittsam an den Füßen von Henry. Einige verstanden die Zielansprache wohl nicht ganz, fragten schüchtern nach, ernteten aber nur hinhaltende Aussagen. Aber dann war die Überraschung perfekt.  An der Donau lag ein eigens gechartertes Schiffchen bereit, um uns Sockies nach Orth – unserem ersten Anlaufpunkt zu bringen. Tief begeistert nahmen wir von unserem Donaudampfer Besitz und zuckelten die Donau entlang. Einige waren natürlich vorne bei unserem Kapitän Dimitri, der uns sicher nach Orth schipperte. Erste Sehenswürdigkeit war eine neu eingerichtete Schiffsmühle. Jetzt lüftete sich auch das Geheimnis um den zusätzlichen Sack von Willi. Es war ein kleines Klappfahrrad. In diesem Moment überraschte uns ein gewaltiger Schauer, aber oh welch ein Glück, wir standen unmittelbar vor einer Kneipe. Der Schauer reichte gerade für ein Krügerl (0,5 Liter). Diesen Begriff werden wir auf der Wanderung noch oft gebrauchen. Nach einer kurzen Wanderung erreichten wir Orth, hatten auch im Nu unser Quartier. Zimmer alle mit Dusche, aber ohne Wasser. Nach einem gemütlichen Abend mit gutem Essen und Gesang, damit ist nicht das Quaken der nachtaktiven Unken gemeint, bereiteten wir uns auf unser neues Abenteuer vor.

 

Samstag, 5. Mai:  Durch die Donauauen nach Hainburg „Herbert ist ab sofort auch 50“

Jeder nahm sofort seine Stammfunktion ein. Bruno: Briefing und Quartier, Jörg: Wanderkarten, Günter: Video, Henry: Finanzen, Klaus Dieter: GPS Navigator und Willi?? Aber das ist eine andere Geschichte.

Zunächst auf dem Damm bis nach Schloss Eckertsau. Erste Begegnung mit Störchen. Klar, dass wir das Schloss besichtigten und uns über das Schicksal des letzten Kaisers von Österreich schlau machten. Zum ersten Male sahen wir eine Fledermaus, die auf einem Teppichboden schlief. Aber das komische Hängen mit dem Kopf abwärts, kann’s wohl auf die Dauer auch nicht sein. Die Adligen hatten schon eine tolle Einrichtung. Bei der Jagd haben die wohl auf alles geknallt, was sich bewegte, zumindest könnte man das nach den Trophäen so auffassen. Durch den herrlichen Park gingen wir in die nächste Wirtschaft, wie bekannt Krügerl und so weiter. Bei dieser Gelegenheit wurde Rolfs Knie gleich wieder verarztet. Nachdem wir aber nicht wieder auf dem Marchdamm stur entlang laufen wollten, entschlossen wir uns – entgegen der Vorschriften – quer durch die Auen zu laufen. Jetzt konnten wir auch Willi und seinem Fahrrad eine neue Aufgabe zuweisen. Er wurde als (K)Radmelder eingesetzt. Er musste die Wege erkunden und dann berichten. Er macht das wirklich toll. Der Baumbestand, die Bärlauchwiesen – wir waren beeindruckt. Allerdings mussten wir uns noch ein Stück durch den schier undurchdringlichen Dschungel durchkämpfen, bis wir einen schönen Weg unmittelbar an der Donau erreicht hatten. Von da an ging’s stracks bis Hainburg. Allerdings war der Hatscher zum Schluss doch ziemlich lang. Wir mussten die Autobrücke überqueren und dann von Deutsch Altenburg bis Hainburg. Wir hatten einen Führer organisiert, der uns die Stadt mit Ihrer Geschichte und Sehenswürdigkeiten erläuterte. Ungartor, Wiener Tor und Blutgasse, in der die eingefallenen Türken 1683 nahezu die gesamte Bevölkerung niedergemetzelt haben. Unser Quartier war am anderen Ende der Stadt, so dass wir noch mal ein ganzes Stück den Berg hinauflatschen mussten. Das hielt uns aber nicht davon zurück in die Stadt zu gehen, um in einer schönen Weinwirtschaft einen angenehmen Abschluss zu genießen.

 

Sonntag, 6. Mai:  Störche, Störche nichts als Störche !!

Wir fuhren mit dem Bus bis nach Marchegg, wo uns unser Führer sofort in einem freundlichen Wiener Dialekt in Empfang nahm. Nach kurzem Weg am Schloss vorbei erreichten wir einen Punkt, den sich wohl keiner, je so vorgesellt hat, über 100 Storchenpaare nisteten vor unseren Augen in den nahen Bäumen. Wir waren überwältigt! Mit den Ferngläsern ständig an den Augen genossen wir die Flugkünste und die Neststruktur. Am Himmel beobachteten wir die Weißstörche und sahen auch Schwarzstörche. Einige Milane tummelten sich ebenfalls am Himmel, wurden aber vom Begleitschutz der Störche nicht in Nestnähe gelassen. Wir umrundeten noch das Naturschutzgebiet, ließen uns die Historie der Stadt erläutern, bestaunten auch noch die Galloway Rinder. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast liefen wir dann an der March entlang bis zum Schloss Schlosshof. Die Marchauen bilden ein hochinteressantes Biotop, so dass wir ständig die Vogelwelt beobachten konnten.

Am Abend feierten wir dann endlich Herberts Geburtstag in einer „ausgsteckten“ Heurigenwirtschaft. Günter genoss dabei sichtlich den hervorragenden Roséwein.  

Wir sprachen alle den edlen Tropen sehr intensiv zu, aber das gehört sich ja so. Insgesamt ein schöner Tag.

 

Montag 7. Mai: Wind, Kälte und Carnuntum

Ralf und Rolf übernahmen den Rucksacktransport nach Petronell Carnuntum. Alle anderen trafen sich oben am Hainburger Schloss. Einer Burgruine, die aber sehr gut hergerichtet wurde und offensichtlich auch für Veranstaltungen herangezogen wird. Wir hatten einen hervorragenden Blick über das gesamte Land und die Stadt. Anschließend wieder zurück in die Stadt und ohne weitere Verzögerung auf den Braunsberg. Der Wind hat uns fast zerzaust, doch der Blick entschädigte uns wieder. Wir konnten weit in die Slowakei sehen, auf der andern Seite bis Wien. Wir wanderten über die Ruine Rothenfels zurück bis zum Bahnhof Hainburg, wo wir dann mit dem Bus bis Petronell Carnuntum fuhren.  Dies war in der Zeit der Römer nahezu eine vergleichbare Großstadt. Es sollten in dieser Garnisonstadt seinerzeit – also zwischen 200 und 400 n.Chr. – bereits mehr als 40.000 Menschen hier gelebt haben. Wien war dagegen eine Kleinstadt. In der Ausgrabungsstätte bekamen wir eine professionelle Führung, bei der wir sowohl einen Eindruck über die damalige Zeit aber auch über die Arbeit der Archäologen erhalten haben. Selbständig gingen wir dann noch bis zum Amphitheater und zum Heidentor.

Am Abend wurden wir von einem hervorragenden Menu verwöhnt, das u.a. von Chefkoch Klaus Dieter Eckert zubereitet wurde. In dem Kerl steckt ja doch noch einiges drin. Sind wir mal gespannt, wie sein Transrapid sich macht.

 

Dienstag 8. Mai: Haydn und eine Sinfonie an der Leitha

Wieder Rucksacktransport, organisiert von Bruno, überwacht von Ralf und Rolf.  Bei matschigem Boden wanderten wir über die Türkenschanze bis nach Rohrau, dem Geburtsort von Joseph Haydn.  Nachdem das Museum leider noch geschlossen war, besuchten wir zunächst das Schloss derer von Harrach. Die Gemäldegalerie zeigte Bilder aus nahezu allen Epochen. Dann zurück zum Haydn-Haus. Es war schon ein schönes Erlebnis, etwas über das Leben und sein frühes Zuhause zu erfahren. Aber der danebenliegenden Kneipe galt unser aller Streben. Erst waren wir wie immer recht ruhige Gesellen, aber nachdem alle getränkt und abgefüttert waren, setzte sich Günter an den Flügel und ließ sein musikalisches Talent sprühen. Standing ovations der Sockenqualmer sind wohl eher selten, hier aber angebracht. Sachsenklaus muss wohl noch üben. Er muss sich halt entscheiden zwischen Küchenchef, Transrapiti, Börsenprofi oder Konzertmeister. Trotzdem hat er das toll gemacht. Wir wanderten anschließend immer der Leitha entlang bis nach Bruck an der Leitha. Hier leistete sich Radmelder Willi eine Fehlinformation. „Das Schloss ist noch 300 m entfernt“, tatsächlich waren es mindestens drei Kilometer. Also nach dem „Milometer“ von Budweis nun der „Willimeter“ von Bruck.   Macht aber nichts.

Unser Führer war ein eigenes Erlebnis. Er ist Weinbauer und Stadtrat und konnte einen so richtig begeistern mit seiner Vollblutführung. Wir erfuhren alles. Über die Geschichte, die Politik, die Schmuggler und alle sonstigen Geschichtchen der Stadt. Ein Mann nach unserem Geschmack.

Unsere Halbpension genossen wir mit vielen Schülern, die auch in unserem Quartier waren und anschließend trafen sich noch alle in einer „Ausgsteckten“ und schlürften noch einige Viertele.

 

Mittwoch 9. Mai: Rin in die Pussta !

Heute mussten wir Abschied von Rudi nehmen, der wieder nach Landsberg zurück musste. Schade!! Unser Weg führte uns über die Äcker und landwirtschaftliches Gebiet bis nach Parndorf. Her setzte plötzlich starker Regen ein. Aber was war wieder in unmittelbarer Nähe – ein schönes Lokal. Für das Mittagessen noch ein bisschen früh, aber für einen Kaffee oder ein Weißbier war die Zeit schon recht. Beeindruckt waren wir von der hübschen blonden Bedienung, der es absolut keine Mühe machte Klaus von einer Tasse Kaffee auf einen Cappuccino umzufunktionieren. Er ließ sie deshalb wohl nicht aus den Augen.

Trotzdem mussten wir uns irgendwann wieder trennen und unsere Wanderung neu aufnehmen, klar das Wetter war wieder schön und die Sonne lachte uns den ganzen übrigen Tag. Wir konnten sogar eine Mittagspause in freier Natur abhalten. Plötzlich hatte aber auch unser Rad noch eine zusätzliche Funktion. Unsere Rolf, Ralf, Artur und Willi lösten sich mit dem Fahren ab und hatten damit nie Probleme mit dem Anschluss oder der gesamten Marschleistung. Das Fahrrad entwickelte sich mehr und mehr zu einem wichtigen Bestandteil unserer Wanderung. Als wir einen Weinbauern kurz nach dem Weg fragten, stellte er fest, dass wir seine Gäste sind und wies uns auch gleich den kürzesten Weg.  Es war eine sehr schöne Pension mit einem Freisitz, wo wir uns vor dem Wein erst mal an zwei Bieren labten. Danach sah die Welt wieder ganz anders aus. Unser Abendessen genossen wir direkt am See. Clemens machte todesmutig ein Bad, schnatterte dann aber wie die Enten bei lausigen 18 Grad.  Die Abendeinladung kam von Artur für seinen kleinen Enkel „Jannik“. „Es lebe der Jannik“. Begeistert schauten wir dem Bayernspiel zu und freuten uns wie Kinder über den verdienten Einzug in das Finale der Championsleague. Damit kann man schon einen Abend angenehm beschließen.

 

  Donnerstag, 10. Mai: Lacken, Silberreiher und belgischer Kreisel

Den Seewinkel kann man eigentlich nur sinnvoll mit dem Rad erkunden. Es gibt unendlich viele Stellen mit der überbeieindruckenden Vogelwelt. Also wurde die Truppe mit Rädern ausgerüstet und radelte gesittet am See entlang bis Podersdorf. Zwischendurch musste Artur noch das Absteigen üben und dann auch noch das Rad wechseln. In Illmitz besuchten wir den Brunnen, stärkten uns und fuhren dann zu den Lacken. Unsere Ferngläser leisteten uns hervorragende Dienste, denn das was uns die Tierwelt hier bot, ist wieder eine Einmaligkeit.

Mittags rasteten wir in St. Andrä, diesmal übernahm Achim alle Getränke anlässlich seines Geburtstages. „Es lebe der Achim“!! Die Straße von St. Andrä nach Frauenkirchen bot aber gleich ein sportliches Beispiel. Es wurde mehr zu einem Radrennen der Matadoren. Der Abstand der Spitzenfahrer zu den letzten Plätzen war schon beträchtlich. In Frauenkirchen besuchten wir die Barockbasilika. Ein Kleinod seiner Klasse. Wir haben ja schon viele Barockkirchen gesehen, aber diese nimmt hier sicher einen Spitzenplatz ein. Ein Fehler war wohl, dass die Radtechnik nun mehr diskutiert wurde als die Natur oder die Kunst. Die Rede war vom belgischen Kreisel. Bei der Fahrt über Podersdorf zurück nach Weiden wurden jedenfalls mehrere Kreisel gebildet und die Hatz begann erneut. Die Strecke bis nach Weiden wurde in Rekordzeit absolviert, die Helden labten sich wieder an einem frischen Bier.

Mit der Bahn anschließend direkt nach Purbach. Hier bezogen wir unser Quartier, machten eine Stadtbesichtigung. Die Führerin konnte uns ihre schöne kleine Stadt so richtig nahe bringen. Bemerkenswert war der besoffene Türke, der durch den Schlot aussteigen wollte, aber von den Bauern geschnappt und zu ewigen Diensten verurteilt wurde. Dieser Knabe ist sogar ein Wahrzeichen von Purbach. Nach unserem Dinner besuchten wir noch einen Weinkeller und zelebrierten einen schönen Heurigenabend.

 

  Freitag 11. Mai: Potzblitz Herr Bürgermeister von Donnerskirchen

Heue über den Kirschblütenweg nach Donnerskirchen. Es war ein schöner Weg etwas oberhalb in den Weinbergen, so dass man die Gegend um den Neusiedlersee genießen konnte. In Donnerskirchen machten wir eigentlich nur eine kleine Rast zum Bunkern und für unser obligatorisches Gruppenfoto. Aber der Bürgermeister hatte bereits Witterung von uns aufgenommen und wollte doch wissen, welche Gestalten seine Stadt heimsuchten. Wir wissen ja, die Gegend war lange Zeit Grenzgebiet und man kann nicht vorsichtig genug sein.

Er horchte uns zwar ein bisschen aus, wir erhielten dann aber noch einen hervorragenden Überblick über Donnerskirchen, seine Geschichte und die Aktivitäten. Er verwies uns auch an einen gewissen Herrn Lackinger, der genau an unserem Wanderweg wohnt. Dieser besagte Mann soll 400 Vogelstimmen kennen und nach Art der alten Kelten Töpferkurse anbieten. Klar, das wir dort reinschauen mussten. Was wir fanden war ein kleines Idyll. Er erzählte uns von den brütenden Vögeln und den durchziehenden, die er ja alle schriftlich festgehalten hat. Außerdem erhielten wir eine kleine Einführung in die Töpferkunst der Kelten. Vielen Dank Herr Bürgermeister für dieses Erlebnis.  Anschließend dampften wir uns durch bis zur Franz Josephswarte, wo wir erst mal eine ordentliche Jause mit den mitgebrachten Sachen machten. Unser Weg führte uns dann zu Ruine Scharfeneck, die fast versteckt, aber doch wildromantisch anzuschauen war. Im nahen Kloster fanden wir keinen Menschen mehr, aber eine große Ringelnatter. Wir witterten, dass in Kürze wohl ein Gewitter kommen muss und machten uns auf den Weg nach Mannersdorf. Nach anfänglichen Unsicherheiten steuerten wir dann aber doch eine Buschenschenke an, verpflegten uns und prompt kam der Regen. Wieder Schwein gehabt. Allerdings langten wir beim Wein wieder kräftig zu – natürlich auch bei den appetitlichen Speisen.  Bei Sonnenschein trabten wir dann teilweise wieder im belgischen Kreisel (war fürchterlich) bis nach Götzendorf unserem letzten Quartier. Willi wurde als ordentliches Mitglied aufgenommen, dient aber vorläufig noch als Knappe. l

 

  Samstag 12. Mai: Das war’s mal wieder

Am Samstag ging es dann wieder nach Hause. Es hat wieder Spaß gemacht und es waren wieder einige Abenteuer, die wir in unsere Ehrentafel ritzen. Also, bis nächstes Jahr!!

 

Jörg

 

 

 

 

Stand 15. Mai 2001