Schuld hat nicht nur derjenige, der Unrecht zu dem Zeitpunkt begeht, den der Andere, der sich dafür zu rächen dürfen glaubt, als Anfang bezeichnet. Unrecht ist auch nicht durch vorausgegangenes Unrecht zu rechtfertigen.
Zukünftiges Unrecht kann man nicht verhindern indem man den am augenfälligsten Schuldigen ungerecht verurteilt und eine Aufarbeitung der Ursachen unterdrückt. Irgendwann wird der, der sich ungerecht behandelt fühlt, sein Recht einfordern - das Recht gerecht beurteilt zu werden.
- Zitat Churchill - vor dem Angriff auf Dresden - zu den Piloten: “Mich interessieren nicht irgendwelche militärischen Ziele in der Umgebung von Dresden – mich interessiert, wie wir in Dresden die Flüchtlinge aus Breslau braten können.” (Jörg Friedrich: Der Brand)
- Der Ungar Sandor Kovac gab
nach seinem Heimmarsch aus einem
Konzentrationslager, der ihn durch Prag führte,
zu Protokoll:
Nicht an die Art des Wiedererwachens, die nicht nur Sandor Kovac fürchtet, sollten wir denken; Aber eine offene Diskussion, in der jeder zu seinen Taten steht, müssen wir fordern - als Basis für ein gemeinsames Verständnis von Gut und Böse, Richtig und Falsch, als Voraussetzung dafür, dass so etwas Schreckliches nie wieder passiert.
Volker Zastrow sagt am 7.Aug 2011 in der F.A.S (auf die Rede Erwin Teufels zur Situation in der CDU):
"Argumente einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen ist eine der wirkungsvollsten Formen, die freie Auseinandersetzung zu ersticken und Konformitätsdruck auszuüben. Eine andere Methode ist Schweigen. Eine weitere, Schweigen zu gebieten"
D.h. unangenehme Themen werden mit einem Tabu belegt, um sie nicht diskutieren zu müssen. Man übersieht dabei: Durch Unterdrücken von Empfindungen erhöht sich deren innerer Druck: Es entsteht ein größer werdender Widerstand gegen die Bevormundung. Der Druck bahnt sich irgendwann seinen Weg! Damit erreicht man genau das Gegenteil von dem was man erreichen will: Christlich empfindende Menschen treten aus der Kirche aus, weil die Amtskirche nicht das vertritt, was sie als Christen empfinden; Ein Buch wie das von T. Sarrazin schlägt ein wie eine Bombe, noch mehr muslimische Mitmenschen fühlen sich verletzt, weil sie gewohnt sind nicht kritisiert zu werden, Islamkritiker melden sich noch lauter zu Wort weil keiner ihre Probleme ernst nimmt und sie in die rechte Ecke gestellt werden (von dem norwegischen Wahnsinn gar nicht zu reden), und alle erzeugen damit mehr Unmut als es der Fall wäre, würde man tatsächliche Probleme als solche akzeptieren und sie sachlich und fair diskutieren;
zum Artikel der NZ vom 30.12.2014
Vorweg sei gesagt, dass niemand
derjenigen, die diese Seite gestalten, auch nur den geringsten Zweifel an Schuld und
Barbarei eines Adolf Hitler und seiner
Nazi-Clique hat. Fakt ist auch,
dass der Krieg durch den Einmarsch in Polen
begann.
Fragen aber bleiben:
1. Warum kam es dazu? und 2. Musste ein
Weltkrieg entstehen?
Ein Krieg war vorprogrammiert. Erst recht mit, aber auch ohne Hitler.
Viele wollten den Krieg, vor 1933 wohl am meisten
England, Polen, Rußland, ....
Und mit Hitler war ein Krieg nicht mehr aufzuhalten, keine Frage; er sagt es in "Mein Kampf".
Er wollte ihn wohl nicht zu dem Zeitpunkt und wohl nicht in dem dann
entstandenen Umfang, aber er wollte die
Machtstrukturen der europäischen Länder
verändern.
Und die anderen? Natürlich mussten sie Hitler Einhalt gebieten.
Spätestens als klar war, dass Hitler mehr wollte
als die Rückgabe Danzigs, einen Korridor nach
Ostpreußen oder die Abtrennung des
Sudetenlandes. In der Tat mag sich
kein vernünftiger Mensch
vorstellen, was noch alles passiert wäre, wenn ....
Dieser Aspekt steht heute im Vordergrund - und
macht die Schuldzuweisung einfach.
Vergessen wird, dass Politiker einiger
europäischer Länder lange vor Deutschland auf
einen Krieg gegen Deutschland hingearbeitet
haben, alle aus verschiedenen Gründen.
(Wir
hätten unmöglich unseren Menschen klarmachen
können, daß der Krieg eigentlich nur eine
wirtschaftliche Präventivmaßnahme war."
sagt James
Baker – US-Außenminister 1989 – 1992 (DER
SPIEGEL 13 / 1992)).
Auch und
gerade Polen, Russland und England: Churchill schon 1939:
“Dieser Krieg ist ein englischer Krieg und sein
Ziel ist die Vernichtung Deutschlands”
Darum hat er übrigens nicht auch Rußland,
das Polen ebenfalls besetzte (das war der
offizielle Grund für die Kriegserklärung an
Deutschland), den Krieg erklärt. Für alle
Beteiligten war der Zeitpunkt eigentlich noch
nicht gekommen; aber die Politik,
Hass gegen
Deutschland in den östlichen Nachbarländern
zu schüren
und das damalige
Lancieren des amerikanischen Präsidenten hat
letztendlich Hitlers unheilvollen Weg an die
Macht geebnet - und die
polnische Politik hat zum "verfrühten" Ausbruch
des Krieges geführt (Freibrief
für Provokationen, Stefan Scheil).
Diese Meinung vertritt u.a.
Patrik Buchanan,
Berater von drei US –
Präsidenten, zweimal war er selbst Kandidat der
republikanischen Partei für das US -
Präsidentenamt. Während seiner Tätigkeit im
Weißen Haus war Buchanan Redenschreiber für
auswärtige Politik und nahm an wichtigen Treffen
teil, z.B. an Nixons historischer Reise nach
Peking und Ronald Reagans Reykjavik Gipfeltreffen
mit Gorbatschow 1986.
Zum Thema "Schuld" kann man
sich auch
hier gut informieren. Interessant sind die
Zitate ausländischer Zeitzeugen. Der Link zu
dieser Seite bedeutet nicht generelle
Übereinstimmung mit allen Inhalten.
Unverständlich ist z.B. die Darstellung der
Täter als Opfer und unakzeptabel die Einstellung
von Rudolf Hess zu Verbrechen in den KZ - Solche
Aussagen zeigen leider, dass die wohl
tatsächlich stattgefundenen Bemühungen um einen
Frieden mit England nur einen 2-Frontenkrieg
(und das militärische
Eingreifen der USA?) verhindern sollte.
Hitler wollte seinen Machtbereich in Europa sichern - und die Position Deutschlands gegenüber England verbessern. England wollte seine Vormachtstellung nicht abgeben, wollte kein starkes Deutschland, egal ob mit oder ohne Hitler!
Deswegen musste England den Krieg weiterführen, konnte ihn aber nur mit Unterstützung Amerikas gewinnen! (Daß durch Japans ureigene Interessen auch Krieg in Asien geführt wurde, der natürlich auch die Europäischen Großmächte wg. deren Kolonien betraf, hat mit dieser Betrachtung zur Kriegsschuld nichts zu tun).
England hatte in "seinem" Krieg, der natürlich "auch" ein Krieg gegen die Grausamkeiten des Nazisystems war, die moralischen Trümpfe in seiner Hand. Klar und deutlich: Hitler musste besiegt werden! Und das ging nur mit der Unterstützung der Weltmacht Amerika.
(Deswegen auch nur der Vollständigkeit halber der Link zu den Vorgängen um den Flug von Rudolf Hess nach England.)
So weit, so klar: Hitler musste weg!
Aber wie konnte jemand wie Adolf Hitler, dessen Ziele ja
bekannt waren (mein Kampf), überhaupt an die
Macht kommen und
warum ließ sich das deutsche Volk von
einem Diktator jubelnd in einen Krieg
schicken? (nachdem man doch 20 Jahre vorher,
gegen "die gleichen Gegner", erst
einen verloren hatte?)
Noch 1932 (also 1 Jahr vor der
Machtübernahme) wählten
2/3 der Bevölkerung Hindenburg - allerdings mit
bestimmten Erwartungen. Das deutsche Volk sehnte
sich nach einer starken Führung, die die
politischen und die wirtschaftlichen Probleme in
den Griff bekommt. Hindenburg konnte diese
Erwartungen nicht erfüllen.
Hitler war ein Demagoge, "Er
konnte ihren Ärger, ihre Frustration ...
artikulieren sowie ihre Gefühle ansprechen,
indem er die
attraktive Vision
einer ... besseren Zukunft anbot. ... eine
bessere Gesellschaftsordnung, nationale
Erneuerung, die Beseitigung von Demütigung und
Elend sowie die Konfrontation mit denjenigen,
denen man den Ruin des Landes anlastete." (den
Siegern des 1. Weltkrieges - Knebel durch
Versailler Vertrag).
Jede Gesellschaft oder Gruppierung entwickelt
sich so, wie es ihr Umfeld erfordert, fördert
und
zulässt. Eine Partei wie die
NSDAP konnte sich nur entwickeln, weil das
Umfeld die erforderlichen Voraussetzungen dafür
schaffte. Reparationszahlungen, andauernde Repressalien als Folgen des
1. Weltkrieges, Nichterfüllung der als
gerecht empfundenen Sehnsucht nach
Selbstbestimmung, nach der Wiedervereinigung mit
den getrennten Gebieten, einem Deutschland zustehenden
Platz in der Weltengemeinschaft und in der
Weltwirtschaft, haben eine immer größer
werdende Unzufriedenheit in der Bevölkerung
anwachsen lassen. Vor allem England und Polen
(Danzig, Ostpreußen)
waren zu keinem Entgegenkommen bereit. England
erhöhte ständig den Druck, um einen unliebsamen
Konkurrenten vom Weltmarkt fern zu halten.
Um nie wieder einen Krieg und soviel
Unmenschlichkeit erleben zu müssen (wie schnell
das passieren kann, haben wir noch vor kurzem in
allernächster Nähe, im Balkan, erfahren müssen),
um nie wieder einen Tyrannen ertragen zu müssen, ist es notwendig,
Ursachen zu erkennen, eigene Fehler zu
akzeptieren und nicht alle Schuld anderen
aufbürden zu wollen.
Mit
Totschweigen der eigenen Schuld und mit
Unterdrücken der Gefühle anderer kommt man nicht
weiter. JEDER muss zu seinem Teil der Schuld
stehen, auch wenn er sie selbst für
vergleichsweise gering hält!
Vergeben fällt dann leicht, wenn
man das Gefühl hat, dass der Andere
ehrlich ist, wenn man sich
fair behandelt fühlt (Benesch Dekrete). Es muss jeder bereit sein
das Scherflein zu tragen, dass er sich
aufgeladen hat - ein anderer wird das auf Dauer
nicht für ihn tun, auch wenn "politisch korrekte"
Mitmenschen das glauben.
Zu dem Scherflein das jeder zu tragen hat gehört
nicht nur die Schuld am Ausbruch/
Beginn des Krieges, sondern auch das "Schüren",
die Einschränkung, Unterdrückung und Demütigung
von anderen - und auch die Verbrechen, die vor,
während und nach dem Krieg zu verantworten sind
Wenn man den Einmarsch in Polen im
September 1939
als Anlass für den (Ausbruch des) 2. Weltkrieg
sieht, dann hat man zwar recht in Bezug
auf den zeitlichen Ablauf militärischer Kampfhandlungen,
hat aber im Geschichtsunterricht nicht
aufgepasst.
Vor fast 60 Jahren habe ich am Beispiel des
30-jährigen Krieges gelernt, dass es immer einen
inneren Grund und einen äußeren Anlass gibt und
- dass letztendlich die inneren Gründe
verantwortlich zeichnen!
Der Krieg damals wurde übrigens ausgelöst, weil
ein Statthalter wegen der Nichteinhaltung der
vom Kaiser zugesagten Religionsfreiheit aus dem
Fenster geworfen wurde; der (eigentliche) innere Grund
für die folgende kriegerische Auseinandersetzung
waren aber schon lang schwelende
Machtansprüche.
Das war beim (1. und auch beim) 2. Weltkrieg
nicht anders. Wäre der Wille die eigenen
Machtansprüche kriegerisch durchzusetzen bei
ALLEN Beteiligten nicht über viele Jahre
gewachsen, hätten nicht ALLE Parteien den Krieg
gewollt, dann hätte es keinen gegeben.
Zeitzeugen
und Historiker (und da darf man, will man
nicht gleich in die rechte Ecke geschoben
werden, nur solche aus dem Ausland zitieren) wie
Dahlerus
aus Schweden, Viktor Suworow aus Russland (Der
Eisbrecher, Der Letzte Mythos),
Erkki Hautamäki (Finland in the Eye of the
Storm: Churchill und Stalin haben
sich schon im Oktober 1939 darauf verständigt,
einen Vierfrontenkrieg gegen Deutschland zu
eröffnen),
Robert H Jackson,
amerikanischer Justizminister oder
Patrick Buchanan (s.o.) sind sich mittlerweile
einig, dass Hitler den anderen Beteiligten nur
zuvor gekommen ist. Oder dass, zumindest Polen,
England und Russland ihn durch weitere
Provokationen irgendwann, wenn sie besser
vorbereitet gewesen wären, zu einer Aktion
gezwungen hätten. Robert H. Jackson, der die
Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse für die
Amerikaner vorbereitet hat, hat darauf
bestanden, dass die Schuldfrage NICHT verhandelt
wird, da er der Überzeugung war (ist), dass
Deutschland dafür nicht verurteilt hätte werden
können, dass andere dafür die eigentliche Schuld
trügen (s. unten).
Gerade Engländer und Amerikaner werden
kritischer und erkennen, dass z,B.
Churchill
nicht nur wegen seiner
Handlungen schon lange vor den Kriegsjahren
(in England und in aller Welt) und durch die
Vernichtung von Millionen Zivilisten
(Flüchtlinge) und der deutscher Städte zu einer
Zeit, als der Krieg längst entschieden war,
Verbrechern wie Hitler oder Stalin durchaus
gleichzusetzen ist, sondern dass er auch, genau
wie diese beiden, den Krieg wollte und
provoziert hat. (auf die "Notwendigkeit" die
Atombomben zu werfen will ich hier gar nicht
eingehen; das hat zwar auch mit Schuld, aber
nichts mit dem Kriegsbeginn zu tun. Und
bezüglich Redlichkeit amerikanischer Regierungen
wenn es um Krieg und ihre eigenen Interessen
geht, gibt es wohl nicht viele unterschiedliche
Meinungen).
Und immer mehr russische Historiker berichten
über Verbrechen Stalins, deren Ausmaß die der
Nazis übertreffen
(Mitte
der ersten Seite).
Wer sich weiter mit dem Thema beschäftigen
möchte, dem sei nun doch ein deutscher
Historiker empfohlen:
Dr Stefan Scheil; auch wenn einige "politisch korrekte"
Deutsche ihn eher rechts als links sehen;
wie weit -
das kommt eben auf den eigenen Standpunkt an.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat
jedenfalls einen Artikel von ihm abgedruckt und
andere sagen zu den Arbeiten von Dr. Scheil:
-Prof. Dr.rer.pol Erich Dauenhauer von
der Universität
Erlangen-Nürnberg: " Die Geschichte um den
zweiten Weltkrieg wird man um der historischen
Wahrheit Willen in großen Teilen umschreiben
müssen."
- Franz W. Seidler,
emeritierter Professor für
Militärgeschichte der Universität der Bundeswehr
in München: "Dr. Scheil hat sich mit seinen
Schriften Verdienste um die historische Wahrheit
erworben". (Auch über ihn klagen zwar einige
MDBs der grünen Fraktion, dass um ihn herum mehr
Interessierte des
rechten
Diskussionszirkels erscheinen, aber das
ist wohl
bei seiner Stellung und bei diesem Thema
wohl normal.
Bei meinen Recherchen habe
ich immer wieder Hinweise gelesen, dass
bestimmten Historikern (nein ALLER Deutschen,
die nicht von einer Alleinschuld Deutschlands
ausgehen) zumindest nicht getraut werden könne,
da ihre Aussagen hauptsächlich in rechten
Kreisen diskutiert würden.
Nun habe ich mich redlich bemüht, sachliche
Schlussfolgerungen in Bezug auf "Mitschuld" in
linken Diskussionsrunden zu finden;
(Meine Bemühungen waren
vergeblich.)
Z.B. zur Aussage von
Robert H. Jackson,
des früheren
amerikanischen Justizministers, der
Präsident Franklin D Roosevelt bei der
juristischen Absicherung des Nachweises der deutschen
Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg beraten hat,
an seine alliierten Juristenkollegen: "Längeres
Aktenstudium ...(lässt mich an der)...
Möglichkeit zweifeln, dass ein fairer Prozess die Behauptung von der
deutschen Alleinschuld irgendwie untermauern
könnte. Ganz im Gegenteil: "Die Deutschen werden
mit Sicherheit unsere drei europäischen
Alliierten anklagen, eine Politik verfolgt zu
haben, die den Krieg erzwungen hat. Das sage ich,
weil die sichergestellten Dokumente des
Auswärtigen Amts, die ich eingesehen habe, alle
zum selben Schluss kommen ... wenn
dieser Prozess in eine Diskussion über die
politischen und wirtschaftlichen Ursachen des
Krieges hineingerät, kann daraus sowohl in
Europa, ...als auch in
Amerika, ... unendlicher
Schaden entstehen" (Bem.: Der Nürnberger
Prozess vermied die
Kriegsschuldfrage,
mehr)
oder zum
Thema Ermordung von
Deutschen und Kriegspropaganda in Polen,
oder Aufrüstung in Russland und in England, Deutschlandpolitik
von Churchill, u. s. w.
Leute, die für sich in Anspruch nehmen,
weltoffen, liberal, gerecht, und ehrlich zu
sein, bleiben monoton bei der Behauptung, dass
der deutsche Angriffskrieg eine historische
Tatsache sei und dass derjenige, der das nicht
genau so sieht, eine "geschichtsrevisionistische
Position" einnimmt.
_________________________________________________________________________________________________________
- Im März 1939, nach dem (freiwilligen) Beitritt Österreichs und nach Abtrennung und Einmarsch ins Sudetenland, leitete Polens Regierung eine Mobilmachung ein. Dazu der britische Botschafter Henderson: "Ein Krieg, um die Welt vor einer deutschen Politik des Gebrauchs nackter Gewalt zu retten, hat meiner Ansicht nach alle moralischen Gründe für sich. Ich kann jedoch nicht einsehen, dass wir uns - in diesem 20. Jahrhundert mit seinen Grundsätzen der Nationalität und des Selbstbestimmungsrechts - auf moralischem Boden befinden, wenn wir Krieg führen, um 3¼ Millionen Sudetendeutsche zu zwingen, minderwertige Untertanen eines slawischen Staates zu bleiben." Am 15. September verhandelte der britische Premierminister Neville Chamberlain mit Hitler auf dem Obersalzberg und versprach, sich für die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Reich einzusetzen.
- Der Militärhistoriker Sergej Kowalow sagt auf einer Internetseite des russischen Verteidigungsministeriums zu Hitlers „gemäßigten Wünschen" nach einer Rückgabe Danzigs und dem Bau einer exterritorialen Straße nach Ostpreußen: die Danziger hätten „mehrheitlich eine Vereinigung mit der historischen Heimat" gewünscht, und: „Wer die Geschichte des Zweiten Weltkrieges erforscht hat, weiß, dass er wegen Polens Weigerung begann, die deutschen Forderungen zu erfüllen."
- Bei Massakern in Polen im Jahre 1939 starben mehr als 5000 Deutsche. Man erfuhr davon im Herbst 1939 durch heimkehrende Soldaten, die mit Angehörigen die den Massakern entkommen konnten gesprochen hatten und die Augenzeugen waren, wie man überall in Polen die ermordeten Volksdeutschen aus Wäldern und Straßengräben geborgen hatte.
- Schon Wochen vor dem Einmarsch Deutschlands wurde die polnische Bevölkerung über Radio durch Marschmusik und Reden vom Marsch nach Berlin aufgehetzt und vorbereitet.
(Dazu: "Nachhilfeunterricht", ein Brief an den Bundespräsidenten anlässlich seiner Rede zum Jahrestag des Kriegsbeginns)
- Lt. Tagebuch des Chef d. Gen. Stb. d. Heeres, Gen. Obst. Halder, war die polnische Armee schon lange vor dem „Überfall“ mobil gemacht. Sie war bereits am 27.August, also vier Tage vor dem deutschen Angriff, kampfbereit in das der Provinz Schlesien gegenüberliegende Gebiet vorgerückt. Sie war der deutschen Armee im Grad der Kriegsvorbereitung weit voraus, (Der deutsche Reichskanzler rang zu diesem Zeitpunkt noch politisch um die Erhaltung des Friedens.)
Dr Stefan Scheil:
Es ist Zeit, sich von alten Klischees und
Paradigmen zu verabschieden. Die bisher
angebotenen Erklärungsmodelle und einseitigen
Schuldzuweisungen für den Ausbruch des 2.
Weltkriegs sind unzureichend gewesen, wie meine
bisherigen Arbeiten gezeigt haben:
Im
Vorwort zu seinem Buch
Fünf plus Zwei - die europäischen
Nationalstaaten, die Weltmächte und die vereinte
Entfesselung des Zweiten Weltkriegs,
sagt er:
"... Sie werden in der Regel
weiterhin von einer Alleinverantwortung des
deutschen Staates für den Krieg von 1939
ausgehen und den Versuch etwaiger
"Relativierungen" dieser Verantwortung explizit
zurückweisen. Insofern läßt sich ein gewisser
Stillstand der Debatte konstatieren, jedenfalls
so weit sie die Öffentlichkeit betrifft. In
einer äußerst bissigen Besprechung dieses Buchs
hat Professor Hans-Adolf Jacobsen im Jahr 2003
beiläufig erwähnt, anerkannte Historiker des
Auslands hätten längst aufgezeigt, daß
verschiedene Staaten "eine kaum noch zu
bestreitende Mitverantwortung für das Debakel
von 1939/40 tragen". Er nannte unter anderem
Polen. Dies ist der Standpunkt, den die Fachwelt
gelegentlich im internen Gespräch einnimmt, oder
an wenig hervorgehobener Stelle dann und wann
schriftlich konstatiert. Es ist jedoch nicht
jene Variante der Geschichtsschreibung, wie sie
Schülern, Journalisten oder Politikern geläufig
ist oder von ihnen konstatiert wird. Daher ist
es nicht zu viel gesagt, die nachgewiesenermaßen
relative Verantwortung Deutschlands für den
Krieg von 1939 als ein Tabu zu bezeichnen, das
öffentlich nicht besprochen wird. Hier betritt
man den Bereich des Undenkbaren, vor dessen
öffentlicher Erörterung die meisten Historiker
weiterhin zurückschrecken..."
Siehe auch: "Schuldig
– bis in alle Ewigkeit" und "Vernichtungskrieg
__________________________________________________________________________________________(nach oben)
Winston Churchill is remembered for leading Britain through her finest hour — but what if he also led the country through her most shameful one? What if, in addition to rousing a nation to save the world from the Nazis, he fought for a raw white supremacy and a concentration camp network of his own? This question burns through Richard Toye’s superb, unsettling new history, “Churchill’s Empire”— and is even seeping into the Oval Office.
George W. Bush left a big growling bust of Churchill near his desk in the White House, in an attempt to associate himself with Churchill’s heroic stand against fascism. Barack Obama had it returned to Britain. It’s not hard to guess why: his Kenyan grandfather, Hussein Onyango Obama, was imprisoned without trial for two years and tortured on Churchill’s watch, for resisting Churchill’s empire.
Can these clashing Churchills be reconciled? Do we live, at the same time, in the world he helped to save and the world he helped to trash? Toye, one of Britain’s smartest young historians, has tried to pick through these questions dispassionately. Churchill was born in 1874 into a Britain that was coloring the map imperial pink, at the cost of washing distant nations blood-red. He was told a simple story: the superior white man was conquering the primitive dark-skinned natives, and bringing them the benefits of civilization.
As soon as he could, Churchill charged off to take his part in “a lot of jolly little wars against barbarous peoples.” In the Swat valley, now part of Pakistan, he experienced, fleetingly, an instant of doubt. He realized that the local population was fighting back because of “the presence of British troops in lands the local people considered their own,” just as Britain would if she were invaded. But Churchill soon suppressed this thought, deciding instead that they were merely deranged jihadists whose violence was explained by a “strong aboriginal propensity to kill.”
He gladly took part in raids that laid waste to whole valleys, writing: “We proceeded systematically, village by village, and we destroyed the houses, filled up the wells, blew down the towers, cut down the shady trees, burned the crops and broke the reservoirs in punitive devastation.” He then sped off to help reconquer the Sudan, where he bragged that he personally shot at least three “savages.”
The young Churchill charged through imperial atrocities, defending each in turn. When the first concentration camps were built in South Africa, he said they produced “the minimum of suffering” possible. At least 115,000 people were swept into them and 14,000 died, but he wrote only of his “irritation that kaffirs should be allowed to fire on white men.” Later, he boasted of his experiences. “That was before war degenerated,” he said. “It was great fun galloping about.”
After being elected to Parliament in 1900, he demanded a rolling program of more conquests, based on his belief that “the Aryan stock is bound to triumph.” As war secretary and then colonial secretary in the 1920s, he unleashed the notorious Black and Tans on Ireland’s Catholics, to burn homes and beat civilians. When the Kurds rebelled against British rule in Iraq, he said: “I am strongly in favor of using poisoned gas against uncivilized tribes.” It “would spread a lively terror.” (Strangely, Toye doesn’t quote this.)
Of course, it’s easy to dismiss any criticism of these actions as anachronistic. Didn’t everybody in Britain think that way then? One of the most striking findings of Toye’s research is that they really didn’t: even at the time, Churchill was seen as standing at the most brutal and brutish end of the British imperialist spectrum. This was clearest in his attitude to India. When Gandhi began his campaign of peaceful resistance, Churchill raged that he “ought to be lain bound hand and foot at the gates of Delhi and then trampled on by an enormous elephant with the new Viceroy seated on its back.” He later added: “I hate Indians. They are a beastly people with a beastly religion.”
This hatred killed. In 1943, to give just one example, a famine broke out in Bengal, caused, as the Nobel Prize-winning economist Amartya Sen has proven, by British mismanagement. To the horror of many of his colleagues, Churchill raged that it was their own fault for “breeding like rabbits” and refused to offer any aid for months while hundreds of thousands died.
Hussein Onyango Obama is unusual among Churchill’s victims only in one respect: his story has been rescued from the slipstream of history. Churchill believed the highlands, the most fertile land in Kenya, should be the sole preserve of the white settlers, and approved of the clearing out of the local “kaffirs.” When the Kikuyu rebelled under Churchill’s postwar premiership, some 150,000 of them were forced at gunpoint into detention camps, later called “Britain’s gulag” by the historian Caroline Elkins. Obama never truly recovered from the torture he endured.
This is a real Churchill, and a dark one — but it is not the only Churchill. He also saw the Nazi threat far ahead of the complacent British establishment, and his extraordinary leadership may have been the decisive factor in vanquishing Hitlerism from Europe. Toye is no Nicholson Baker, the appalling pseudohistorian whose recent work “Human Smoke” presented Churchill as no different from Hitler. Toye sees all this, clearly and emphatically.
So how can the two Churchills be reconciled? Was his moral opposition to Nazism a charade, masking the fact that he was merely trying to defend the British Empire from a rival? Toye quotes Richard B. Moore, an American civil rights leader, who said that it was “a most rare and fortunate coincidence” that at that moment “the vital interests of the British Empire” coincided “with those of the great overwhelming majority of mankind.” But this might be too soft in its praise. If Churchill had been interested only in saving the empire, he could probably have cut a deal with Hitler. No: he had a deeper repugnance to Nazism than that. He may have been a thug, but he knew a greater thug when he saw one — and we may owe our freedom today to this wrinkle in history.
This is the great, enduring paradox of Churchill’s life. In leading the charge against Nazism, he produced some of the richest prose poetry in defense of freedom and democracy ever written. It was a check he didn’t want black or Asian people to cash, but as the Ghanaian nationalist Kwame Nkrumah wrote, “all the fair brave words spoken about freedom that had been broadcast to the four corners of the earth took seed and grew where they had not been intended.” Churchill lived to see democrats across Britain’s imperial conquests use his own hope-songs of freedom against him.
In the end, the words of the great and glorious Churchill who resisted dictatorship overwhelmed the works of the cruel and cramped Churchill who tried to impose it on the world’s people of color. Toye teases out these ambiguities beautifully. The fact that we now live at a time where a free and independent India is an emerging superpower in the process of eclipsing Britain, and a grandson of the Kikuyu “savages” is the most powerful man in the world, is a repudiation of Churchill at his ugliest — and a sweet, unsought victory for Churchill at his best.
Johann Hari is a columnist for The Independent newspaper in London ______________________________ (nach oben)