Die Ehrenbürg ("Walberla") bei Forchheim - der Berg der Hexen

Nicht zufällig beginne ich die Sagentour mit dem Walberla. Er ist sozusagen mein Lieblingsberg. Obwohl er nicht besonders hoch an Metern ist, hat er doch etwas Erhabenes, Heiliges. Besonders bei schlechtem Wetter ist der Autor dort oben zu finden, weil dann große Einsamkeit auf dem Hochplateau herrscht. Es soll einen Japaner geben, der es sich zur künstlerischen Lebensaufgabe gemacht hat, fortwährend immer nur Fujiyama zu fotografieren, von allen Seiten, bei allen verschiedenen Wetterlagen, weil er diesen Berg verehrt wie eine Geliebte. Warum sollte man das nicht auch mit der Ehrenbürg tun??? Zugegeben, der Fujiyama ist etwas höher, aber die Ehrenbürg ist mindestens gleichermaßen legendenträchtig wie der heilige Berg Japans. Die Ehrenbürg überragt auch in ähnlicher Weise die gesamte Umgebung.
In germanischer Zeit galt dieser Berg als Heimstatt der Götter. Im Mittelalter und auch noch in der Neuzeit hielt man ihn für das Refugium der Hexen und Dämonen. Besonders in der Walpurgisnacht soll es dort nicht geheuer sein. Einige der Geschichten, die man raunt, möchte ich hier widergeben:

Die Hexen auf der Ehrenbürg
Auf der Ehrenbürg befindet sich, an der Stelle einer ehemals heidnischen Kultstädte, eine uralte, kleine Kapelle. Sie ist der Heiligen Walpurga geweiht. Es heißt, Walpurga habe die auf der Ehrenbürg hausenden Hexen und Dämonen gezwungen, ihr beim Bau der Kapelle zu helfen, dafür dürfen sie in der geheimnisvollen Walpurgisnacht ihr Unwesen treiben.

Wie man sich gegen die Hexen der Ehrenbürg zu schützen versucht
Die Bewohner der umliegenden Dörfer haben immer große Angst vor den Dämonen gehabt. Man malte etwa, besonders um die Walpurgisnacht, drei Kreuze an die Türen der Häuser und die Ställe, um die Hexen abzuhalten. Vor die Stalltüre legte der Bauer ein Stück Rasen, in das ein Holunderzweig gesteckt war, denn der Holunder hatte hexenabwehrende Kräfte. Dies wurde auch Palmwedeln, Baldrian und Johanniskraut zugeschrieben, die ebenfalls zur Anwendung kamen. Mit Beginn der Dunkelheit versammelten sich die Burschen im Dorfe mit Bock- und Ziegenhörnern und verursachten einen Höllenlärm, der die Truden und Hexen austreiben sollte. Am Tag nach der Walpurgisnacht besprengten die Bauern die Felder rund um die Ehrenbürg mit geweihtem Wasser. Vor die Viehställe legten die Bauern spitze Eggen oder gekreuzte Rechen, mit den Zähnen nach oben, damit die Hexen daran hängenbleiben sollen.
Die Menschen versuchten sich durch allerlei Segenssprüche vor den Mächten der Dunkelheit zu schützen, etwa diesem hier: "Trudenkopf! Ich verbiete dir mein Haus und Hof, ich verbiete dir mein Pferd- und Kuhstall, ich verbiete dir meine Bettstatt, oder daß du über mich tretest..."
Hexen traten oft aus Wirbelwinden aus. In einen solchen mußte man ein Messer werfen, um die Hexe abzuwehren.
Allerdings sprach man dem in der Walpurgisnacht gefallenen Tau auch segensreiche Wirkung zu: Vor Sonnenaufgang mußte man auf der Ehrenbürg das Gras mähen, es bewahrte das Vieh vor Blähungen. Außerdem sollte es beim Menschen Sommersprossen zum Verschwinden bringen! Dieses Gras wurde früher ziemlich weit gehandelt.
Rund um die Ehrenbürg war früher der Hexenglaube und die Hexenverfolgung deshalb auch besonders stark ausgeprägt. Man glaubte, daß Menschen aus dem Dorfe, die ihre Seele dem Teufel verschrieben hatten, mit Hilfe einer "Hexensalbe" sich von ihrem Körper lösen können und einen Geisterritt durch die Nacht durchführen können.


Der See in der Ehrenbürg
Nach vielen Legenden ist die Ehrenbürg im Inneren hohl und von einem gigantischen See gefüllt. In diesem See soll ein riesengroßer Fisch schwimmen, der seinen Schwanz ständig im Maul halten muß, um in den Berg hinein zu passen. Läßt er einmal los, werden alle Ortschaften in der Umgebung durch eine Sintflut zerstört werden. Die Kinder hielten deshalb früher das Ohr an den Berg, um das Rauschen des Wassers zu hören.
Jugendliche aus Wiesenthau sollen auch einmal eine Gans in einen Spalt hinuntergelassen haben. Wenige Stunden später seien Federn aus einer Quelle auf der gegenüberliegenden Seite des Berges herausgeschwemmt worden. Seit diesem Tag heißt diese Quelle "Gänsbrunnen".

Die große, sagenhafte Stadt am Fuß der Ehrenbürg und das verwunschene Schloß auf dem Berg
Der Legende nach soll in grauer Vorzeit am Ostfuß der Ehrenbürg einst eine riesige Stadt gestanden haben. Auf dem Berg, an der Stelle der heutigen Kapelle, war dagegen ein prächtiges Schloß. Doch der König, ein grausamer, böse Mann, hielt sich neben seiner tugendhaften Gemahlin eine böse Nebenbuhlerin. Als die beiden Frauen wieder einmal in Streit gerieten, stieß die Königin einen Fluch über die Burg aus, daß sich sogleich die Erde auftat und das Gebäude samt den Bewohnern in der Ehrenbürg verschwand. Das böse Weib verwandelte sich dagegen zu Stein, noch heute thront die "Steinerne Jungfrau" über der ausgestorbenen Hochebene.
walberla

Der goldene Pflug der Göttin Nerthus und andere Schätze
Nach einer uralten Sage soll die Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus ihren goldenen Pflug auf dem Walberla vergraben haben. Wenn er einmal ans Tageslicht kommt, kann er alle Menschen der Umgebung aus ihrer Not erretten, so wertvoll ist er. (Später wurde dieser sagenhafte Pflug allerdings der Walpurga zugeschrieben...)
Auch ein Schusterbursche soll am Walberla einmal auf einen Schatz gestoßen sein. Er soll unter einem Wacholderbusch einen Schlüssel gefunden haben. In der Nacht darauf träumte er, an den Hängen nördlich von Schlaifhausen würde er auf eine Höhle stoßen, die er mit Hilfe des Schlüssels öffnen könne. Der Traum bewahrheitete sich, in der Höhle traf er eine Fee, die ihn mit Edelsteinen, Gold und Silber ausstaffierte. Später konnte diese Höhle jedoch nie mehr wiedergefunden werden. Auch geheimnisvolle Mönche sollen die Herren der Höhle sein.

Der "Hehe"-Mann
In den Wäldern am Südhang des Walberla soll der "Hehe-Mann" sein Unwesen treiben. Er ruft mehrmals "Heee!", ohne daß ihn der Wanderer jemals sieht. Nur kommt der Ruf aus immer näherer Entfernung. Schließlich hockt sich der Dämon auf den Rücken des Menschen und läßt erst wieder von ihm ab, wenn er in eine menschliche Siedlung kommt. Bauern aus Dietzhof ist dies früher häufig passiert.

Das wütige Heer
Gott Wotan und sein Heer treibt gerade in den Sturmnächten um die Jahreswende sein Unwesen auf der Ehrenbürg. Dann reiten sie durch die Lüfte, jagen insbesondere die südlichen Abhänge hinunter, quer durch Dietzhof und sogar mitten durch einige Häuser hindurch. Auch durch die Gastwirtschaft "Alt" - zur Vordertür hinein und hinten hinaus. Wer diesem wilden Heer von der Ehrenbürg begegnet, muß sich sofort mit dem Gesicht auf die Erde werfen, ansonsten wird er das ganze Jahr kränkeln. Versäumt er es trotzdem, muß er sich im nächsten Jahr wieder auf genau dieselbe Stelle am Boden legen und wenn das Wilde Heer über ihn hinwegjagd, gesundet er völlig.

Die Schlangenkönigin
Am Osthang der Ehrenbürg liegt eine Höhle (Schneidershöhle?). Das ist der Palast der Schlangenkönigin. Im Sommer schlängelt sie sich an den Wiesentfluß, breitet ein weißes Tuch am Ufer aus und legt ihr Krönlein darauf, bevor sie ins Wasser steigt. Im Frühjahr und Herbst jedoch ist ihr das Flußwasser zu kalt. Da sucht sie den angenehmeren Moritzbrunnen bei Leutenbach auf. Im Winter dagegen schläft sie und wird von einer Maus und einem Igel in ihrem Versteck bewacht.
Einmal wollte ein Gänsehirt der Königin am Moritzbrünnlein das Krönchen stehlen. Sie legte es zum Bade ab, aber als er zugreifen wollte, sprang sie heraus und pfiff gellend. Da kamen alle Schlangen der Gegend heran, zerbissen den Hirten Hände und Gesicht. Er warf das Krönlein von sich fort, starb aber bald an dem Schlangengift.
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